Strassenbenennungen

Ein wichtiges Anliegen des Kölner Frauengeschichtsvereins ist es von beginn an, das vielfältige Wirken von Frauen* im Straßenbild stärker sichtbar werden zu lassen.


1985: Die erste Initiative zur Einschreibung von Frauen in das kollektive Gedächtnis
1985: Die erste Initiative zur Einschreibung von Frauen in das kollektive Gedächtnis

Umbenennung: Seidmacherinnengäßchen

Schon auf dem ersten Rundgang im April 1985 nahmen die Vereinsgründerinnen Edith Kiesewalter und Irene Franken ein selbst gestaltetes Straßenschild mit, mit dessen Hilfe  sie forderten: Diese Straßen müssen umbenannt werden!

Es ging um die Straßen Seidmachergäßchen bzw. Unter Seidmacher. Die Mittelalter-Historikerin Margret Wensky hatte nachgewiesen, dass es in Köln formalisierte Frauenzünfte gab wie in keiner anderen europäischen Stadt. Gerade die Seide wurde seit den 1430er Jahren und bis ins 17. Jahrhundert allein von Frauen hergestellt wurde. Die anwesende Frauenamtsleiterin ermutigte die beiden Stadtführerinnen, diese Korrektur zu beantragen, und seit 1987 tragen die Schilder nun die korrekte  Bezeichnung.

Dies war uns ein Ansporn, das Thema genereller in den Blick zu nehmen und eine Liste von möglichen Kandidatinnen für Benennungen in Neubaugebieten zu erstellen. Wir erkannten: Konstruktion, Konstitution und Aneignung von Raum sind gegendert. Wir forderten aktive Teilhabe von Frauen am Benennungsprozess und damit zur Konstitution von Räumen. 

Schild zur Erinnerung an eine frühe Museumsdirektorin, © Die Turmkoop
Schild zur Erinnerung an eine frühe Museumsdirektorin, © Die Turmkoop

Neubenennungen

Seitdem reichte der Kölner Frauengeschichtsverein immer wieder Namensvorschläge an die Bezirksvertretungen ein, die an Kölnerinnen erinnern, die die Stadtgeschichte mit geprägt haben, z.B. Irmgard Keun, Katharina Henoth, Blandina Ridder, Agnes Karll, Alexe Altenkirch, Ruth Hallensleben, Dorothee Sölle (zusammen mit der Evang. Kirchengemeinde), Elisabeth Moses, Elisabeth von Mumm, Elise Richter u.v.a.

Eine weitere Straßennamenkampagne des Kölner Frauengeschichtsvereins diente der Würdigung Frieda Fischers, der Mitgründerin und langjährigen Leiterin des Ostasiatischen Museums. Nach einigen Verhandlungen wurde im März 2014 der Weg um den Aachener Weiher – einschließlich der Brücke – nach ihr benannt.

In einer aktuell laufenden Initiative geht es um die Architektin Verena Dietrich, die die Brücke im Mediapark konstruierte.  Zu den weiteren aktuellen Vorschlägen des Kölner Frauengeschichtsvereins, mit denen bekannte Kölnerinnen in Erinnerung gehalten werden sollen, zählt die Benennung eines Platzes an der Straße am Stavenhof nach der Unterhaltungskünstlerin Grete Fluss.  

Strassenname im Rheinauhafen, © Die Turmkoop
Strassenname im Rheinauhafen, © Die Turmkoop

Rheinauhafen

Ein Highlight war 2006 die Neubenennung von sechs Straßen bzw. Plätzen im neu erschlossenen In-Viertel Rheinauhafen (es gab bereits eines, die Agrippinawerft – die Stadt(mit)gründerin hatte man aus dem  römischen wie mittelalterlichen Stadtbild verdrängt und damit marginalisiert).

Zum Teil unbekannte und zum Teil erfolgreichen Kölnerinnen wurden ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Die Schilder erinnern an das Allround-Genie Anna Maria von Schürmann, an Maria Clementine Martin, die bekannte Klosterfrau, die das traditionelle Produkt der Klostermedizin Melissengeist  profimäßig vermarktete, an die Druckerin und Verlegerin Katharina Schauberg, die ihrem Mann Geld lieh, damit er sie heiraten konnte und die die Druckerei auch als mehrfache Mutter weiter betrieb, an Anna Schneider, Gründerin des ersten Arbeiterinnenvereins, die für ihr Engagement ins Gefängnis musste, an Laura von Oelbermann, eine millionenschwere Stifterin u.a. für bürgerliche Frauenvereine und an die begnadete Goldschmiedin Elisabeth Treskow.

Unser ‘Vorpreschen’ ermutigte andere Personen und Initiativen, es uns gleich zu tun. In fast allen Bezirksvertretungen gibt es eine erhöhte Sensibilität für die Unterrepräsentiertheit von Frauenbiografien bei Benennungen. Partizipative Herstellung und Nutzung öffentlichen Raumes sind Themen der Stadtpolitik geworden. Aber immer noch sind es erst 10 – 11 % topografische Bezeichnungen, die Frauenbiografien berücksichtigen. Es gibt noch viel zu tun! 

Der Verein verfügt über eine Liste von Vorschlägen zu Neu- und Umbenennungen (z.B. von Kolonialen Strassennamen).


Neue Initiativen zu Frauen auf Straßennamenschildern


Foto R. Goss
Foto R. Goss

Auf Initiative des umtriebigen ‘Bürgers’ Reinhold Goss und unterstützt vom Frauengeschichtsverein wurde das erste Erläuterungsschild zu den 7 Frauen, nach denen im Rheinauhafen Straßen benannt wurden, aufgehängt.  Es erwähnt die  Lebensleistung der Sozialdemokratin Anna Schneider. Verbunden wurde die Aktion mit der Forderung nach Erhöhung der im Stadtbild zu ehrenden Frauen, adressiert an die Bezirksvertretungen.