“Die unendliche Lust am Leben”. Lesung

Dr. Barbara Böttger liest aus den Briefen ihrer Mutter Renate Böttger (1925 – 1985), Moderation: Gerda Laufenberg

Die umwälzenden zeitgeschichtlichen Ereignisse und ihre unbändige Lebenslust prägen diesen Briefwechsel. In Renate Böttgers Briefen spiegelt sich zunächst das von Katastrophen geprägte 20. Jahrhundert: zwei Weltkriege und fünf verschiedene politische Systeme, die sich jeweils konträr zu den vorangegangenen definierten. Ihre Kindheit in gutbürgerlichen Verhältnissen war geprägt von Kaiserreich und Erstem Weltkrieg. Die Weimarer Republik eröffnete ihr persönliche Freiheiten sowie die Chance, Chemie zu studieren. Während des Nationalsozialismus brachte sie vier Kinder zur Welt und verlor ihren Ehemann in Stalingrad.

Die sowjetische Besatzungsmacht erzwang die Enteignung der familieneigenen Textilfabrik, brachte den Verlust des Wohnhauses und des Vermögens. In der DDR ernährte sie ihre sechsköpfige Familie als Straßenbahnschaffnerin und Taxifahrerin, sie litt derweil unter der permanenten Überwachung durch die Stasi. Am Ende klang ihr Leben in relativer Behaglichkeit in der Bundesrepublik aus, wo sie 1985 starb.Ihr außergewöhnlicher Schreibstil macht die Lektüre oder das Hören zu einem großartigen Erlebnis.

Die Briefe sind sorgfältig von ihrer Tochter Dr. Barbara Böttger editiert, die als promovierte Soziologin, Journalistin, Autorin und Filmemacherin bekannt ist. Sie war u.a. Mitherausgeberin der Zeitschrift „beiträge zur feministischen theorie und praxis“ und Biografin der bedeutendsten “Mutter des Grundgesetzes”, Dr. Elisabeth Selbert.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit und im Buchsalon statt. Es moderiert Gerda Laufenberg. 11. Juni 19.30 Uhr
Wegen begrenztem Platzkontingent Anmeldung empfohlen unter Tel. 0221520579.

Kölner Frauengeschichtsverein e.V.

Dr. Barbara Böttger – November 2021

Die feministische und Aktivistin Dr. Barbara Böttger legte in ihren Reportagen früh einen Fokus auf die politischen Entwicklung Indiens und die Länder des globalen Südens. Zudem faszinierten sie früh die modernen Informationstechnologien, auch im Hinblick auf Arbeitsplätze von Frauen. Barbara Böttger wuchs in der DDR auf. Obwohl ursprünglich aus ‘kapitalistischem’ Elternhaus, wurde die Familie enteignet, ihre Mutter musste nach dem Tod des Vaters außer Haus ‘werktätig’ sein, nur deswegen durfte Barbara Böttger später studieren. – Die Frauenbewegung erlebte Barbara Böttger als absolute Befreiung; lange Jahre war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift “beiträge zur feministischen theorie und praxis“.