Neu: Zusammenarbeit mit Ticketagentur ‘Qultor’

Qultor heisst ein neues Portal, das von Aron Schmidt gegründet wurde und vom Kulturamt der Stadt Köln unterstützt wird. Es vermittelt die Vielfalt der Kölner Kulturlandschaft und erleichert den Erwerb von Tickets für die Freie Kunst- und Kulturszene Kölns. Auch wir nutzen bereits dieses digitale ‘Werkzeug’, um unsere Arbeitsabläufe zu verschlanken. Wir bitten unsere Nutzer:innen, sofern angeboten, zunächst dort die Tickets zu erwerben, da es unsere Planung erleichtert. Danke! Sollten die Tickets dort ausverkauft sein sagen Sie uns bitte Bescheid.

Auf der Seite https://www.qultor.de/kalender können Sie nach ‘Frauengeschichtsverein’ suchen, um unsere Tickets zu erwerben, oder auch nach tagesaktuellen Veranstaltungen anderer Anbeiter recherchieren.

Christiane Lehmann und Andrea Braun – Das Handwerkerinnenhaus

Christiane Lehmann und Andrea Braun

Zwei linke Hände. Keine Kraft. Keine Lust, sich schmutzig zu machen – Vorurteile gegenüber Frauen und Mädchen in Handwerksberufen halten sich hartnäckig – aber heute gibt es immerhin entsprechende Förderprogramme. Das Bewusstsein, dass Gleichstellung gerade in sogenannten Männerberufen wichtig ist, das ist nicht zuletzt handwerksbegeisterten Frauen zu verdanken, denn als Einzelkämpferin hatte frau kaum eine Chance, ihren Traum zu verwirklichen. Mit der Frauenbewegung wurde das anders: Ausgebildete Handwerkerinnen schlossen sich zusammen, gründeten eigene Betriebe und Projekte. In Köln schlugen Frauen einen eigenen Weg ein.

Blick in die Werkstatt des Handwerkerinnenhauses – strictly für Mädchen und Frauen

Unterstützt durch die damalige Frauenamtsleiterin Lie Selter gründeten sie 1989 das „Handwerkerinnenhaus“, das bis heute im ‚Worringer Bahnhof‘ im Stadtteil Nippes existiert. Dieser Verein ist europaweit beispielgebend für die Förderung von Frauen und Mädchen im Handwerk. In Zusammenarbeit mit Lehrkräften aus Haupt- , Real- und Gesamtschulen können Mädchen und junge Frauen gefördert werden, die sonst kaum einen Zugang zu diesen Berufen gefunden hätten. In den 35 Jahren des Bestehens hatten mehrere 10 000 Mädchen und junge Frauen die Chance, einen Beruf kennen zu lernen oder zu erlernen und damit finanziell und persönlich unabhängig zu sein.

Teilnahme an der Aktion #15vor12 gegen Rassismus am 21.3.2024

Dr. Lale Akgün

Bei der Kamapgne Aktionen in Betrieb und Stadt beteiligen wir uns mit einer kurzen Lesung von Dr. Lale Akgün draussen vor unseren Vereinsräumen. Die türkischstämmige Psychologin und Politikerin hat sich wiederholt zum Thema Rassismus geässert,u.a. in ihrem verfilmten Roman Tante Semra im Leberkäseland. Wir laden alle Nachbar*innen ein, um 11.45 Uhr dazu zu kommen und zuzuhören.

Preis für die Dokumentarin – auch des Kölner Frauengeschichtsvereins, Nina Matuszewski

Nina Matuszewski

Eine verdiente Ehrung

In Abwesenheit wurde am Sonntag den 10.3. Nina Matuszewski mit dem Preis ARCHIVARius geehrt, den das Centrum Schwule Geschichte seit 2018 für besondere Leistungen in der Archiv- und Dokumentationsarbeit vergibt.

Nina Matuszewski ist dem Frauengeschichtsverein seit vielen Jahren verbunden, kam als Studentin in den 1990er Jahren, um Stadtrundgänge auszuarbeiten und anzubieten. Bei einem Praktikum entdeckte die Historikerin ihre Leidenschaft für die Dokumentation. Es folgte eine Ausbildung in Potsdam und danach leistete sie Basisarbeit in mehreren kleineren – inzwischen bedeutenden – Archiven aus dem migrantischen Kontext.

Bis zum Jahr 2013 betreute Nina unsere Bestände und vor allem die Erffassung als Wissenschaftliche Dokumentarin. Sie machte aus einer unstrukturierten Sammlung ein Archiv der neuen Frauen- und Lesbenbewegung, führte das Datenbank-System Faust ein und professionalisierte das Findbuch „Neue Frauenbewegung“. In der Laudatio zweier Kolleginnen, die sie aus- bzw. fortgebildet hat, Gabriela Schaaf und Sigrid Haller-Rübeck heisst es:

Sie hat zahlreiche Bestände von Akteurinnen eingeworben und angelegt. Besonders zu erwähnen ist dabei der Nachlass der international renommierten Soziologin Maria Mies, für den sie die Tektonik entworfen und so die Grundlage für die weitere Verzeichnung geschaffen hat. Außerdem hat sie für den Verein etliche Projekte initiiert und realisiert – zuletzt 2023 als freie Mitarbeiterin die Digitalisierung und Erfassung der Sendemitschnitte von „Radio Lästerher(t)z“, einem feministischen Radio aus den Jahren 1992-2006. Sie hat an Ausstellungen zur Frauen- und Migrationsgeschichte mitgewirkt, und als Autorin an der Publikation des Vereins ’10 Uhr pünktlich Gürzenich. 100 Jahre bewegte Frauen in Köln’, die 1995 erschien. Bis heute steht sie dem Verein als externe Beraterin zur Verfügung. Wann immer ihre Hilfe gebraucht wird, nimmt sie sich Zeit dafür.“

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Auch bei anderen Kölner Archiven hinterließ sie tiefe Spuren, so entwickelte sie für den Rom e. V. Strukturen für ein Dokumentationszentrum und eine Fachbibliothek; bei DOMiD e. V., einem Verein, der ein bzw. das bundesdeutsche Migrationsmuseum plant, hat sie ein Datenbankmanagementsystem eingeführt, das Archiv professionalisiert durch Dokumentationsstrukturen, eine Bibliothekssystematik erstellt und zusätzlich die externen Archivnutzer*innen betreut.

2007 erhielt sie – auf Empfehlung einer Kollegin des Frauengeschichtsverein – ihre Stelle in der Dokumentation des NS-DOK, wo sie seit 2013 in Vollzeit als Dokumentarin tätig ist. Hier reorganisierte sie u.a. die Inhalte der Datenbanken und wirkte bei der Erforschung der Schicksale verfolgter jüdischer Kölner*innen mit. Ergebnisse dieser Arbeit wurden u.a. im Gedenkbuch für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Köln zugänglich gemacht.

In der Laudatio heisst es weiterhin: „Die Leidenschaft für professionelle Archivarbeit ist bei Nina Matuszewski immer auch verbunden mit einem politisch-emanzipatorischen Anliegen: nämlich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Quellen der Neuen sozialen Bewegungen zu lenken. Das tat oder tut sie mit Vernetzungs- und Verbandsarbeit, zum Beispiel im Netzwerk „Archive von unten“, bei i.d.a. dem Verbund der Frauen- und Lesbenarchive und im Arbeitskreis Kölner Archivarinnen und Archivare (AKA). Zudem vertritt sie das NS-DOK im Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken und hat 2009 den „Arbeitskreis Überlieferungen der Neuen Sozialen Bewegungen“ im VDA mitgegründet und dort am Positionspapier „Zur Zukunft der Archive von Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegungen“ mitgewirkt.“

Zudem ist sie eine engagierte Förderin von archivischem Nachwuchs, und sei ‘er’ wie im Fall unserer Kollegin Gabriela Schaaf beim Start 58 Jahre alt, oder bei der Kollegin Sigrid Haller-Rübeck,  die bei Nina im NS-Dokumentationszentrum die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Information und Dokumentation absolvierte, 35 Jahre alt und Mutter kleiner Kinder. „Ninas Fragen waren interessiert, aufgeschlossen und wertschätzend. Sie hat klar gemacht, was mich erwartet, wenn ich ihre neue Auszubildende werde und gleichzeitig Vorschläge gemacht, wie ich meine Zeiten und Aufgaben regeln kann, damit alles machbar ist. Für mich war klar, dass da eine potenziell zukünftige „Chefin“ sitzt, die besonders ist. Und diese Einschätzung habe ich bis heute nicht korrigieren müssen, ob als Ninas Auszubildende im NS-Dokumentationszentrum oder bei der Zusammenarbeit für den Kölner Frauengeschichtsverein.“„

Nina hat beide archivisches Denken gelehrt, und vermittelt, „was es bedeutet, die Dokumente einer Bewegung von unten zu sichern, im Fall des Frauengeschichtsvereins, die Dokumente der Neuen Frauenbewegung in Köln. Und nicht zu verzweifeln, wenn Fragen auftauchen, wie ‘Muss man das wirklich alles aufheben?’ und ‘Übersteigt es nicht unser aller Lebenszeit das auch noch zu verzeichnen?’, so Gabriela Schaaf.

Auch andere Kolleg*innen schlossen sich der Wertschätzung mit Belobigungen an, sei es vom Archiv der Deutschen Frauenbewegung in Kassel, vom Archiv für alternatives Schrifttum – AfaS aus Duisburg oder von Vera Tönsfeldt, ehemals beim Archiv des Rom e.V.

Haller-Rübeck schloss: „ Nina, ohne dich wäre ich und – wie du gehört hast – viele andere Menschen nicht mit so viel Leidenschaft und Kompetenz in ihren Archiven im Einsatz. Doch ich finde, dass an dieser Stelle nicht immer nur von deiner fachlichen Fähigkeit die Rede sein kann. Mein Leben hast du auch als Person an sich bereichert. Deine Begeisterung für die Archiv- und Dokumentationsarbeit hat sich auch auf mich übertragen und dein unermüdlicher Einsatz, Dinge weiter zu denken und neue Möglichkeiten zu finden oder sie gegebenenfalls selbst zu schaffen, sind menschliche Qualitäten, die dich einmalig und in meiner Welt als Kollegin und Freundin unverzichtbar machen. …  Herzlichen Glückwunsch zum Archivarius! Du hast ihn mehr als verdient.“  

Test2

(Öko-)Feministin Maria Mies

Maria Mies und Vandana Shiva

Zeitzeugin im Gespräch

Maria Mies, geboren 1931 in der Vulkaneifel als siebtes von 12 Geschwistern, war eine international renommierte Soziologin, Feministin, Globalisierungskritikerin und Buchautorin. Sie arbeitete nach ihrem Studium am Goethe Institut in Poona, was ihre lebenslange Liebe zu Indien zur Folge hatte. Als Professorin an der FH Köln gründete sie zusammen mit ihren Studentinnen das erste autonome Frauenhaus der Bundesrepublik. Am Institute of Social
Studies in Den Haag entwickelte sie den Schwerpunkt Women and Development und formulierte viel diskutierte Postulate zur Frauenforschung. Als Globalisierungskritikerin trug sie aktiv zur internationalen Vernetzung der Globalisierungskritischen Bewegung bei.

Sie setzte sich für ein ressourcenorientiertes Wirtschaften ein und fand dafür Modelle bei den Land-Frauen in den Ländern des globalen Südens. Lange bevor das Thema in aller Munde war,
machte sie sich Gedanken über ein Konzept des ‚guten Lebens‘ für alle, das sie unter anderem in einer befriedigenden Arbeit verortete und nicht im Konsum. Dafür stand sie auch in ihrem privaten Leben. Ihre theoretisch fundierten und gleichzeitig immer verständlich geschriebenen Bücher haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Einzelne Titel erleben deshalb international immer wieder Neuauflagen, aktuell der Titel La subsistance in Frankreich (zusammen mit Veronika Bennholdt-Thomsen).

Am 15.Mai 2023 ist Maria Mies im Alter von 92 Jahren gestorben. Eine ihrer wissenschaftlichen Weggefährtinnen, Renate Klein, schrieb: “Ich kann nur hoffen, dass die Lebensgeschichte von
Maria Mies mit all ihrem Mut, Humor, Intellekt und all ihrer Leidenschaft junge wie ältere Frauen inspirieren wird, so dass wir gemeinsam das nächste Kapitel des Feminismus beginnen
können.”

Ihr Nachlass wird vom Kölner Frauengeschichtsverein unter der Signatur Best. 80 verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Aus Anlass ihres bevorstehenden ersten Todestages können Sie hier ein Interview von Gabriela Schaaf mit Maria Mies vom 09.01.2013 hören:

Teil 1:

Teil 2:

Brigitte Erdweg – Mitgründerin von „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“

Beruf, Arbeit, eigenes Einkommen – das heißt Unabhängigkeit und Gleichberechtigung. So kurz und knapp lässt sich beschreiben, wofür sich Brigitte Erdweg seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich und hauptberuflich einsetzt. Für die Mitbegründerin des Kölner Vereins „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“ ist die Berufstätigkeit von Frauen zum Lebensthema geworden. Angefangen hatte alles mit der eigenen Erfahrung, nämlich: keinen Job zu finden. Vorausgegangen waren rebellische Jahre. Brigitte Erdweg stammt vom Niederrhein. Ihre Mutter war Hausfrau, der Vater Arbeiter und Nebenerwerbslandwirt. Schon als Jugendliche wusste Brigitte Erdweg genau, was sie n i c h t wollte. So wehrte sie sich erfolgreich gegen den Vorschlag ihrer Mutter, doch eine Hauswirtschaftsschule zu besuchen. Stattdessen begann sie mit 14 Jahren eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, – damals ein Männerberuf. Die anderen Azubis ließen es sie spüren. Mit 18 Jahren ging Brigitte Erdweg nach Köln, um „die Welt zu verändern“. Sie lebte in linken Wohngemeinschaften, holte Schulabschlüsse nach und nahm ein Studium der Sozialarbeit auf. Bald engagierte sie sich in der Frauenbewegung und traf andere Frauen, die ebenfalls auf Jobsuche waren. Zunächst gründeten sie 1982 eine Selbsthilfegruppe und diskutierten die Texte feministischer Autorinnen wie Prof. Maria Mies und Prof. Carola Möller, die von einer geschlechterspezifischen Arbeitsteilung ausgehen; – im Gegensatz zu den marxistischen Autoren, die Hausarbeit als Arbeit einfach ausblende(te)n, obwohl Frauen den Löwenanteil der reproduktiven und gesellschaftlichen Arbeit leisten. Den zukünftigen Vereinsgründerinnen war klar, dass es nicht um individuelle Lösungen gehen kann. Sie sahen in der Erwerbslosigkeit von Frauen einen politischen Skandal! Auf kaum einem anderen Gebiet hat der feministische Kernsatz „das Private ist politisch“ eine so zentrale Bedeutung. 1984 wurde der Verein „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“ gegründet. Zur Vereinsgründung mieten sie eine Plakatwand, auf der stand „Frauen oft ohne Lohn, nie ohne Arbeit“. Ein Slogan, der bis heute Gültigkeit hat. Bei einem Frauenkongress 1985 wurde die Idee geboren, durch öffentliche Aktionen auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Die Frauen beschlossen, die Arbeitsämter zu stürmen. Bundesweit meldeten sich Frauen zeitgleich als arbeitssuchend. Das Echo war überwältigend. Mit dieser Aktion machten sie klar, dass Frauen nicht die „stille Reserve“ des Arbeitsmarktes sind, sondern ein Recht auf Arbeit haben. Zu dieser Zeit wurden Frauen nicht einmal in der Arbeitslosenstatistik geführt. In der Folge initiierte der Verein in Köln zahlreiche Aktionen. Sie protestierten gegen die Einführung von ALG II Hartz 4, forderten die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen, Maßnahmen zur Chancengleichheit von Migrantinnen und mehr Lohngerechtigkeit für Frauen. Mit ihren phantasievollen Aktionen wiesen sie auf das Armutsrisiko alleinerziehender Frauen hin. Das Herzstück des Kölner Vereins ist weiterhin die Beratung der Frauen. Wie komme ich zu einem Job? Welche Fortbildungen gibt es? Welche finanzielle Unterstützung kann ich bekommen? Diese Beratung wird inzwischen in elf Sprachen angeboten. Brigitte Erdweg ist heute in Rente. Nach wie vor ist sie Vorstandsfrau. Ihr Rat und ihr Elan sind gefragt, besonders beim Kampf um die Existenzsicherung des renommierten Vereins. Als autonomes Frauenprojekt steht er in Konkurrenz zu anderen Organisationen, die sich ebenfalls um öffentliche Gelder für Arbeits(losen)beratung bewerben. In der gängigen Förderpraxis werde die prekäre Situation von Frauen noch immer nicht genug berücksichtigt, moniert die Aktivistin. Das kann sie, nach mehr als 40 Jahren Engagement, immer noch auf die Palme bringen. Eine Produktion des Kölner Frauengeschichtsvereins, Aufnahme am 9.5.2023, Interview und Text: Monika Mengel, Redaktion: Gabriela Schaaf, Schnitt: Richard Hofer

Irmgard Kopetzky – Oktober 2023

Die Netzwerkerin engagiert sich seit 1994 beim Frauennotruf Köln

Irmgard Kopetzky (* 1967) wuchs in Niederbayern auf. Nach ihrer Ausbildung zur Diplom-Sozialpädagogin arbeitete in der Mädchenarbeit. Erst über den Umweg Schottland lernte sie die Notruf-Arbeit kennen. Dort lernte sie 1992 dieses frauenpolitische Engagement kennen. Als sie dann mit ihrem späteren Ehemann nach Köln zog, stieg sie ehrenamtlich in die Arbeit der Kölner Notrufgruppe ein. Der Verein „Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen – Frauen gegen Gewalt e.V.“ existierte damals bereits 16 Jahre. Hier fanden von einer Vergewaltigung Betroffene Frauen, die ihnen ohne Zweifel und Verurteilung zuhörten. Die Mitarbeiterinnen infierierten über Rechte und begleiteten bei Bedarf Gewaltopfer zur Polizei oder zum Gericht. Irmgard Kopetzky beteiligte sich bald an allen Aktivitäten des Vereins. Gewaltbetroffenen Frauen wurde damals in der Gesellschaft nicht selten die Schuld an den Übergriffen gegeben. Sexuelle Gewalt in der Ehe wurde anfangs noch gar nicht strafrechtlich verfolgt. Die Dunkelziffer war entsprechend hoch. Und so gab es gute Gründe für Feministinnen – in welchen Projekten auch immer engagiert – an einem Strang zu ziehen und das Thema aus der Tabuzone zu holen. Zu den Erfolgen, die u.a. durch Irmgard Kopetzkys langjährigen Einsatz errungen wurden gehört u.a. die anonymeSpurensicherung nach Sexualstraftaten. Das Engagement gegen Gewalt an Frauen sei ja eigentlich eine Querschnittaufgabe, zu der sich über die feministische Szene hinaus alle aufgerufen fühlen sollten, sagt die 55-Jährige kämpferisch. Ihre Leidenschaft aber ist bis heute die Netzwerkarbeit. Dort agiert sie am liebsten fantasievoll mit Akteur:innen aus allen möglichen Zusammenhängen.

Wissenschaftsrat stärkt Frauen- und Gendergeschichtsforschung

Der Wissenschaftsrat hat unter anderem über die Weiterentwicklung der Geschlechterforschung in Deutschland beraten und dabei explizit die außerhochschulische historische Frauenforschung wertgeschätzt.

U.a. werden im Gutachten die Frauen- und Lesbenarchive aus dem Dachverband i.d.a., dem der Kölner Frauengeschichtsverein angehört, gewürdigt: “Die beeindruckenden zeithistorischen Bestände der i.d.a.-Einrichtungen umfassen unter anderem Texte (Bücher, Artikel, persiodika), Artefakte, Ton- und Bildmaterialien sowie Nachlässe und sind insbesodnere für die historische Geschlechterforschung eine bedeutende Ressource, da sie Zugänge in die historische Frauenbewegung eröffnen. So sind geschlossene Bestände zahlreicher Zeitschriften der historischen Frauenbewegung online verfügbar. Die i.d.a.-Einrichtungen haben gemeinsam den META-Katalog aufgebaut, der wiederum eine gute Basis füpr das DDF bietet. Es ist positiv zu bewerten, dass das DDF und der META-Katalog institutionell gefördert werden.” (S. 68). Durch Förderung über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sei eine Fokussierung auf Frauenthemen bedingt, doch leisteten die Sammlungen darüber hinaus wichtige Impulse für die (historische) Geschlechterforschung. Zum Weiterlesen

Dr. Marita Alami – September 2023

Über weltanschauliche Grenzen hinweg

Ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Zusammenhängen war für Marita Alami früh und konstant wichtig: zunächst in der Jugend im Deutschen Pfadfinderbund e. V., später in Eltern-Kind-Initiativen und in der Bezirksvertretung Nippes. Heute ist die Wahlkölnerin vor allem für ihre Arbeit im AKF (Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen) und als Mitorganisatorin des „Markt der Möglichkeiten“ zum Internationalen Frauentag im Kölner Rathaus bekannt. In ihrer Arbeit in der Bezirksvertretung Nippes wurde ihr deutlich, warum so wenig Frauen an Parteipolitik partizipierten, woraufhin sie eine Initiative für ein Frauenparlament in Köln-Nippes gründete. Das Herzstück der Arbeit von Marita Alami ist das „Kölner Frauenportal“ im Netz. Seit 2006 wird dort die vielfältige Arbeit unterschiedlicher Frauenvereine sichtbar gemacht und dient damit als Informations- und Vernetzungsgrundlage für feministisch Bewegte. Kennzeichen des anhaltenden Engagements von Marita Alami war und ist der Versuch, über weltanschauliche Grenzen hinweg Verbindungen unterschiedlicher Frauen und Frauengruppen zu schaffen, um so gemeinsam für Veränderung und den Abbau von Ungleichheit für Mädchen und Frauen zu kämpfen.

Zeitzeuginnen im Gespräch

Köln war eine der Hochburgen der Neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre. Aus den bundesweiten Protesten gegen den Paragrafen 218 entwickelte sich schon bald auch in Köln eine lebendige Frauen(-streit)kultur. Schon in den 1970er Jahren gab es hier gleich zwei Frauenzentren und einen Frauenbuchladen. In Köln wurde das erste autonome Frauenhaus gegründet, hier trat mit Lie Selter die erste kommunale Frauenbeauftragte der Bundesrepublik ihr Amt an. Und  – nicht zuletzt – entstand in den 1980er Jahren der Kölner Frauengeschichtsverein. 

Wer waren die Frauen, die das alles bewegt haben, deren Aktionen zum Teil weit über Köln hinaus Wirkung zeigten und von deren Erfolgen wir heute noch profitieren können? In unserer Reihe „Zeitzeuginnen im Gespräch“ kommen sie in Bild und Ton zu Wort. 

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