Um die Geschlechtergerechtigkeit auf Kölns Straßen zu fördern, hat der Stadtrat am 15. Juni 2023 entschieden, dass für eine gewisse Zeit Straßen nicht mehr nach Männern, sondern nach Frauen benannt werden sollen. Der Sprecher der Grünen, Manfred Richter, der vor einigen Jahren bei einer Radtour zu Frauenstraßen von I. Franken im Kölner Norden teilnahm, äußerte überzeugt: „Frauen stellen 51 Prozent der Bevölkerung und sind entscheidend in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Rolle muss gewürdigt und eine Sichtbarkeit im Stadtbild hergestellt sein; bei kommenden Neubenennungen sollen Frauennamen solange bevorzugt werden, bis wir bei den Kölner Straßennamen eine gleiche Verteilung von Männer- und Frauennamen haben.“ Die Partei VOLT forderte die Berücksichtigung von nicht-binären Persönlichkeiten, was definitorisch unter historischer Perspektive eine große Herausforderung ist.
Jahr: 2023
Claudia Friedrich – Juni 2023
Claudia Friedrich ist bekannt als arrivierte sensibel-kluge Radiojournalistin und als Fotografin. Sie erzählt im Interview aber auch über ihre Zeit als Hausbesetzerin und Kulturschaffende in der DDR (s. Bild) bis zu ihrer Ausreise um Januar 1987. Im Westen engagierte sie sich u.a. im Kölner Bürgerfunk, seit 1992 bei „Radio Lästerher(t)z“. Gemeinsam mit Katerina Katsatou verantwortete sie das Programm dieses inzwischen eingestellten, aber immer noch legendären Frauen- und Lesbenradios.
2006 feiert Lästerher(t)z Abschied. Was bleibt, sind zwei Preise, die die Landesanstalt für Medien jährlich vergibt, im Jahr 2000 für Entschädigung jetzt!, eine Sendung über Zwangsarbeit im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, zwei Jahre später für die O-Ton-Collage über eine der ersten Verpartnerungen in Köln (Verliebt – Verlobt – Verpartnert). Der Bestand an Bändern ist digitalisiert und wird ca. 2024 über die Seite des Frauengeschichtsvereins online zu hören sein.
Weltweit vernetzte Mentorin verstorben
Maria Mies war Lehrerin, Mentorin, Mitstreiterin und nicht zuletzt Freundin für viele Frauen (und einige Männer), die ihre Ideen umgesetzt und weiterentwickelt haben. Wir haben einige von Ihnen gebeten, ihre persönlichen Erinnerungen aufzuschreiben. Hier können Sie sie lesen.
Dr. Maria Beckermann: Maria Mies hat 1978 in einem Aufsatz sieben methodische Postulate einer engagierten Frauenforschung publiziert. Diese haben mich bis heute – 45 Jahre lang – begleitet, sowohl bei eigenen Forschungsprojekten als auch bei der Bewertung von Studien. Als Ziele sind sie heute so aktuell, notwendig und unerreicht wie damals. (Maria Beckermann ist Gynäkologin und ist weiterhin feministische Publizistin und Mitgründerin der Stiftung Frauen*leben in Köln).
Ute Remus: Maria Mies war auch für mich eine Lehrmeisterin und eine Wegbereiterin eines weltweit verstandenen gerechten Feminismus. Unsere Gespräche und Interviews waren einfach und klar (ich denke da an die Domestizierung der Natur – auf Kosten der Flussauen, oder an die Subsistenzwirtschaft, die sie – auch biografisch – personifizierte). Diese und andere Themenprojekte, die immer auch eine praktsiche Umsetzung nach sich zogen, hat sie der eher intellektuelen Frauenbewegung nahegebracht.Es gibt soviel von ihr zu erinnern und noch umzusetzen – gerade fällt mir noch das Politische Nachtgebet ein. Das wär´s noch heute! (Ute Remus war u.a. Redakteurin bei abwasch, WDR Hörfunk).
Lie Selter: “Es war mein GLÜCK Maria zu begegnen! Sie hat mich geprägt und mir die Richtung gewiesen”. (Lie Selter war Studentin von Maria Mies, mit ihr gemeinsam Mitgründerin des ersten autonomen Frauenhauses Deutschland und eine sehr engagierte erste kommunale Frauenbeauftragte Deutschlands).
Erika Märke: Maria war für mich schon seit Anfang der 80er Jahre sehr wichtig, als Ökofeministin und Aktivistin. Die Bielefelder Subsistenztheorie war damals für viele von uns, die global, kapitalismuskritisch und feministisch orientiert waren, richtungsweisend. Und auch während meines Berufslebens im Bereich Entwicklungspolitik sind Marias Impulse, gerade auch im Zusammenwirken mit Vandana Shiva, für mich immer wichtig geblieben. (Erika Märke ist seit Mitte der siebziger Jahre in der internationalen Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit sowie in der Frauenbewegung engagiert.)
Gabriela Schaaf: Wenn man ihr privat begegnete, dachte man nicht sofort an eine weitgereiste, weltweit vernetzte Wissenschaftlerin. Vielmehr stand man einer äußerst liebenswürdigen Person gegenüber, klein von Statur, bescheiden im Auftreten, der man die Herkunft aus einem Eifeldorf sofort abnahm. In der Tat konnte man sehr angeregt mit ihr über den Anbau von Bohnen auf kleinstem Raum plaudern, aber eben auch über Ernährungssicherheit im weltweiten Maßstab, über die Notwendigkeit einer anderen Ökonomie jenseits der Wachstumsideologie. Subsistenzbasiert, orientiert an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen und den Arbeitsbedingungen von Frauen. Maria Mies war eine luzide Denkerin, von zwingender Logik in ihren Analysen und immer mit Blick auf das ‚gute Leben‘ für alle, das sie unter anderem in einer befriedigenden Arbeit verortete und nicht im Konsum. Dafür stand sie auch in ihrem privaten Leben.
Aus Sicht der Archivarin, die ihren Nachlass verzeichnet, ist sie ein Glücksfall. Sie hat ihre Arbeit über Jahrzehnte minutiös in Kolleg-Heften dokumentiert – Aufzeichnungen von Veranstaltungen, Notizen für eigene Vorträge, mittendrin auch persönliche Anmerkungen – und das alles in gestochen klarer Handschrift, für die man niemals einen Graphologen brauchen wird. (Gabriela Schaaf arbeitet als Dokumentarin im Kölner Frauengeschichtsverein)
Ute Mies: Seit meiner Kindheit hat mich Maria fasziniert. Sie konnte so viel erzählen; über “Das Dorf und die Welt”. Sie war für mich ein Vorbild in unserer großen Familie und hat mir gezeigt, dass es ein selbstbestimmtes Frauenleben gibt, geben kann. Ohne sie hätte ich z.B. nicht die vielen Facetten des Lebens indischer Frauen kennengelernt. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich denke, dass ihr Wunsch, wie sie ihn in ihrer Biographie von ihrer Mutter zitierte, in Erfüllung gegangen ist: “Das war doch ein glückliches Leben. Es war zwar viel Arbeit. Aber ich habe ja gerne gearbeitet” . (Ute Mies ist Nichte, feministin und nahe familiäre Wegbegleiterin)
Jürgen Crummenerl: Ich habe Maria Ende der 90er Jahre kennengelernt beim Weltsozialforum. Wir haben dann mit Saral (ihrem Mann, die Red.) und anderen das “Netzwerk gegen Konzernherrschaft und neoliberale Politik” gegeründet und später nach der Gründung von attac dort viele Jahre zusammen gearbeitet. Als ich sie kennenlernte, hatte sie ein Abzeichen “gegen das MAI”, das war wohl einer der ersten Versuche, über die OECD den sog “Freihandel” mit all seinen Folgen zu etablieren. Sie gehörte zu den wenigen, die damals versucht haben, etwas dagegen zu unternehmen. Daraus entstand dann unsere Initiative. Wir waren eng befreundet – auch eine lange Freundschaft mit Saral. Vor einigen Jahren habe ich beide noch mal in ihrer neuen Wohnung besucht, da begannen bei ihr schon Gedächtnisprobleme. Sie war mutig, unbeugsam und sah klar Entwicklungen voraus, die heute
immer mehr zu Katastrophen werden.(Jürgen Crummenerl war linker Anwalt und ist aktiv z.B. im Kölner Allerweltshaus.)
Maria Zemp: Ich bin gerade in Südkurdistan bei einer lokalen feministischen Organisation, wo ich ein Forum der kurdischen feministischen Frauenallianz moderiere. Ohne das Wissen von Maria könnte ich die internationale Arbeit nie so parteilich und streitbar tun. Sie wird mir immer eines der prägendsten feministischen Vorbilder bleiben, ihre Persönlichkeit war einmalig. (Maria Zemp ist u.a. Trainerin zu kontextgerechten und gendersensiblen Staff-Care-Maßnahmen und gibt Fortbildungen zu Stress- und Traumasensibilität im Sozialwesen)
Angela König: Die Nachricht vom Tod von Maria hat mich sehr traurig gemacht. Wir haben uns nur wenig gekannt, und bei Begegnungen auch hin und wieder gestritten. Für mich ist Maria eine der wichtigsten Frauen, die meine inhaltlichen Überzeugungen geprägt haben. In meinem Denken ist sie oft präsent und sie war für mich immer inhaltliche Weggefährtin. Sie wird es bleiben.
Gabriele Meixner: Die Nachricht dass Maria Mies verstorben ist, hat mich traurig und nachdenklich gemacht. Danke, dass du Berichte über verschiedene Stationen ihres Lebens beigefügt hast. Mit ihr verlässt eine herausragende Wissenschaftlerin, feministische Aktivistin und außergewöhnliche Persönlichkeit die irdische Bühne. Ich habe sie in ihrer ersten Lehrveranstaltung in Frankfurt erlebt, und ihre Themen waren für uns Hörerinnen der Aufbruch in eine neue Epoche. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir uns glücklich fühlten, an ihren Erkenntnissen teilzuhaben und sich durch Maria Mies neue Horizonte der Frauenforschung eröffneten. – Später, als ich selbst publizierte, habe ich Maria Mies manchmal in ihrer Kölner Wohnung besucht, und sie auch um fachliche Beratung gefragt. Sie hat mir viel von ihrer bäuerlichen Herkunft erzählt. Einmal ist sie sogar in eine meiner Veranstaltungen zu „Frauenpaaren in kulturgeschichtlichen Zeugnissen“ gekommen. Sie war neugierig, auch über Forschungen zu erfahren, die von einem anderen Ansatz ausgingen als ihrem eigenen. (Gabriele Meixner forscht und publiziert zur Deutung urgeschichtlicher Kunst aus feministischer Perspektive)
Beate Gröschel.: Es gab eine Zeit, da war Maria Mies mehrfach zusammen mit dem Kreis der Freundinnen bei Adelinde K. zu Gast. Auch wurden wir beide zu ihr zu Diskussionsrunden nach Hause in die Blumenstraße eingeladen. Das war immer interessant. Wir haben ihre Gedanken und Thesen bewundert und geliebt. Mit Schülern war ich mal bei einer ihrer Podiumsveranstaltungen, auch habe ich ihnen gerne Auszüge aus dem Text über das “gute Leben” als Klausurthema vorgesetzt. Über sie haben wir die sagenhafte Vandana Shiva kennengelernt, die ebenfalls den Ökofeminismus vertritt. (Beate Gröschel und Adelinde Kraft waren engagierte Lehrerinnen an einer von Kölns ersten Gesamtschulen).
Nachruf kurdischer Frauen: “Die kurdische Frauenbewegung hat mit Beginn des Jahres 2000 einen Dialog mit Maria Mies aufgenommen, um sie kennenzulernen, zu diskutieren, die Verbindungen aufzuspüren und um sie auf die kurdische Frauenrevolution aufmerksam zu machen. Mit großem Interesse hat Maria Mies versucht, das Besondere der kurdischen Frauenbewegung zu verstehen. Und so sah sie die kurdische Frauenrevolution in Rojava als eine neue Hoffnungsquelle in einer Zeit, in der sie immer mehr eine kritische Haltung zu den Frauenorganisierungen in Deutschland und Europa entwickelt hatte. … Maria Mies ist ein Name, der für großartige Analysen, Kritik und Alternativen steht. Wir gedenken ihrer mit großem Respekt. Maria Mies wird in unserem Kampfe für die Freiheit der Frauen, der Gesellschaft weiterleben.“ (Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK))
Monika Mengel: Maria Mies hat mich als Gesprächspartnerin sehr beeindruckt. Besonders durch ihre Klarheit, ihr großes Wissen und durch ihren fein aufblitzenden Humor. Sie hatte die große Gabe, komplizierte Sachverhalte für jeden und jede verständlich darzustellen. Als ich 2006 bei ihr anfragte, ob ich sie für die WDR-Hörfunkserie “Erlebte Geschichten” interviewen dürfte, sagte sie gleich zu. Wir hatten ein ganz entspanntes Vorgespräch. Darin erzählte sie unter anderem von ihrer Kindheit in der Eifel und ihrer Sehnsucht nach der Ferne. Zum Schluss wollte sie noch wissen: “Wieviel Minuten sollen es denn werden?” “Wir haben 20, maximal 23 Minuten Sendezeit.” Normalerweise dauern die Interviews für die “Erlebten Geschichten” mindestens drei bis vier Stunden. Es sind ja viele ältere Menschen darunter, die manchmal Zeit brauchen sich zu erinnern. Bei Maria Mies war das ganz anders: Wir trafen uns zum Interview. Ich stellte mein Mikrophon auf. Sie setzte sich zurecht und begann zu sprechen: druckreif, völlig frei, ohne Notizen. Nach exakt 22 Minuten beendete sie ihre Geschichte. Ich schaute sie verblüfft an. Sie schmunzelte. Perfekt. Der Tontechniker hatte später im Studio kaum etwas zu tun. – Bei einem weiteren Interview 2012, da kannten wir uns persönlich schon etwas näher, ging es um das Verschwinden der Eifelvulkane durch den Abbau der Lava. Die Auswirkungen sind immens. Selbst das Mikroklima verändert sich in diesen Dörfern. An den Protesten gegen diesen Raubbau an der Natur hat sich Maria Mies aktiv beteiligt. Denn auch der Steffelberg, der Berg ihrer Kindheit, wurde um fast 100 Meter gekappt. “Als kleines Kind dachte ich immer, am Steffelberg sei das Ende der Welt”. Ein Leben lang war sie neugierig darauf, was dahinter lag. 2010 war gerade ihre Autobiografie “Das Dorf und die Welt” erschienen. Maria Mies schildert darin ihren beeindruckenden Lebenswegs vom Bauernmädchen zur bekannten Feministin und Globalisierungsgegnerin. Ich weiß noch, dass wir bei unserem Rundgang am Steffelberg zusammen gesungen haben: “Der Tag wird kommen, wo die Berge sich bewegen. Sie schlafen nur für eine kurze Zeit.” Das ist ein Lied der Zweiten Frauenbewegung – die Maria Mies so maßgeblich mitgeprägt hat – ein Lied voller Hoffnung. (Monika Mengel ist Journalistin und Sängerin der Lesbenrockband „Flying Lesbians“, 1974-1977).
Rita Kronauer: Maria Mies (1931 -2023) prägte die autonome Frauenbewegung in Deutschland und weltweit wie nur wenige Frauen ihrer Generation. Sie war Teil dieser Bewegung, mischte mit, mobilisierte und spielte mit ihren wegweisenden feministischen Analysen eine besondere Rolle. Die Texte aus “Frauen, die letzte Kolonie”, 1983 herausgegeben von ihr, Claudia v. Werlhof und Veronika Bennholdt-Thomsen haben wir in unseren Bochumer Frauengruppen in den 1980er Jahren intensiv diskutiert. Ihre kritischen Analysen des kapitalistischen und imperialistischen Patriarchats wirken nach, und sie führen auch bei heutigen Leserinnen zu Erkenntnissen über die Verflechtungen von Machtverhältnissen und über Möglichkeiten des Widerstands der Frauen.
Maria hat gemeinsam mit uns Bochumerinnen und Frauen aus vielen anderen Städten den 2. Kongress “Frauen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien” 1988 in Frankfurt/M organisatorisch und inhaltlich vorbereitet. Wir haben viel diskutiert und uns produktiv gestritten. Unsere Erinnerung an sie wird bleiben, und nachfolgende Generationen werden ihr Leben und Werk beforschen. Dem Kölner Frauengeschichtsverein hat sie zu Lebzeiten ihren Vorlass übergeben, der nun zum Nachlass geworden ist.
Wir trauern um eine Frau, die so weit und so tief geblickt hat und die immer parteilich war – für die Armen, die Machtlosen und Unterdrückten, für die Frauen. Frauenarchiv ausZeiten, Bochum, den 17.Mai 2023
Carolina Brauckmann – Mai 2023
Carolina Brauckmann ist eine vielfach begabte Persönlichkleit. Seit vierzig Jahren bespielt Carolina Brauckmann Bühnen im deutschsprachigen Raum – mit ihren zeitlosen, politischen Songs nimmt die lesbische Sängerin einen festen Platz in der feministischen Kulturgeschichte ein. Sie arbeitete als Historikerin und erforschte die Freiburger Frauengeschichte. 1989 kam sie an das Feministische Archiv- und Dokumentationszentrum nach Köln, heute Frauenmediaturm, – und blieb in der Stadt. Seit 2003 ist die lesbisch-feministische Aktivistin Mitarbeiterin im Kölner LGBTIQ-Beratungszentrum „rubicon“. 2003 wurde die Liedermacherin und Aktivistin für ihr lesbenpolitisches Engagement mit dem renommierten Rosa-Courage-Preis geehrt.
Dr. Eva Weissweiler – April 2023
Dr. Eva Weissweiler ist eine Kölner Musikwissenschaftlerin, Schriftstellerin und Redakteurin. 1951 in Mönchengladbach in eine Kaufmannsfamilie geboren, konnte sie ein Gymnasium besuchen und Musikinstrumente lernen, schrieb aber auch gern Texte. Bereits beim Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Orientalistik in Bonn bemerkte sie, dass von Komponistinnen nie die Rede war, und begann, nach ihnen zu suchen. Am Wohnsitz Köln bekam sie Zugang zu Hörfunksendern und der „Emma“, schrieb 1981 eine Kulturgeschichte der Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. – Gemeinsam mit der Dirigentin – und Freundin – Elke Mascha Blankenburg organisierte sie Festivals, auf denen ausschließlich Musik von Frauen aufgeführt wurde. Des Weiteren organisierte sie sich im “Internationalen Arbeitskreis Frauen und Musik”, gemeinsam mit anderen Musikerinnen aus Oper und Orchestern, Musikpädagoginnen, Solistinnen, Komponistinnen und Dirigentinnen.
Inge Rethfeldt – Februar 2022
Durch Erzählungen der Übersetzerin und Soziologin Inge Rethfeldt, geboren im Juni 1943, wird die Zeit des Frauenwiderstandscamps im Hunsrück (1983-1993) wieder lebendig: Jeweils sechs Wochen lang trafen sich jedes Jahr bis zu 2000 Frauen aus Europa auf „Adeles Wiese“ in Reckershausen bei Simmern. In ihren politischen Aktionen machten sie immer wieder deutlich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen „Militär und Männer-Gewalt“ zwischen toxischer Männlichkeit und Gewalt gegen Frauen – auch im Frieden. Mit dieser feministischen Analyse setzte das Frauenwiderstandscamp ganz eigene Themen in der Widerstandskultur der 1980er Jahre.
Prof. Dr. Sabine Scheffler – Januar 2023
Nicht die Frau ist „behandlungsbedürftig“, die krank machenden Verhältnisse sind zu verändern! Mit der Entwicklung feministischer Psychotherapie und frauenspezifischer Beratung hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Scheffler das Empowerment von Frauen befördert . Als Kind erlebte sie (Jg. 1943) die Evakuierung und das Ungehaustsein der Eltern. Als Mädchen empörte sie die Bevorzugung von Brüdern und Vater. Erst in Köln, wohoin sie 1971 nach ihrem Psychologiestudium in Bonn und Berlin kam, fand sie in der Frauenbewegung ein Milieu, dem sie sich zugehörig fühlen konnte. “… jetzt hatte ich zum ersten Mal so richtig das Gefühl: ‘Hier bist du richtig! Hier weißt du aus Erfahrung, worum es geht. Hier kannst du was tun!'” Sie entwickelte u.a. mit anderen therapeutisch engagierten Feministinnen eine frauenspezifische Psychotherapie.