Dr. Marita Alami – September 2023

Über weltanschauliche Grenzen hinweg

Ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Zusammenhängen war für Marita Alami früh und konstant wichtig: zunächst in der Jugend im Deutschen Pfadfinderbund e. V., später in Eltern-Kind-Initiativen und in der Bezirksvertretung Nippes. Heute ist die Wahlkölnerin vor allem für ihre Arbeit im AKF (Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen) und als Mitorganisatorin des „Markt der Möglichkeiten“ zum Internationalen Frauentag im Kölner Rathaus bekannt. In ihrer Arbeit in der Bezirksvertretung Nippes wurde ihr deutlich, warum so wenig Frauen an Parteipolitik partizipierten, woraufhin sie eine Initiative für ein Frauenparlament in Köln-Nippes gründete. Das Herzstück der Arbeit von Marita Alami ist das „Kölner Frauenportal“ im Netz. Seit 2006 wird dort die vielfältige Arbeit unterschiedlicher Frauenvereine sichtbar gemacht und dient damit als Informations- und Vernetzungsgrundlage für feministisch Bewegte. Kennzeichen des anhaltenden Engagements von Marita Alami war und ist der Versuch, über weltanschauliche Grenzen hinweg Verbindungen unterschiedlicher Frauen und Frauengruppen zu schaffen, um so gemeinsam für Veränderung und den Abbau von Ungleichheit für Mädchen und Frauen zu kämpfen.

Zeitzeuginnen im Gespräch

Köln war eine der Hochburgen der Neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre. Aus den bundesweiten Protesten gegen den Paragrafen 218 entwickelte sich schon bald auch in Köln eine lebendige Frauen(-streit)kultur. Schon in den 1970er Jahren gab es hier gleich zwei Frauenzentren und einen Frauenbuchladen. In Köln wurde das erste autonome Frauenhaus gegründet, hier trat mit Lie Selter die erste kommunale Frauenbeauftragte der Bundesrepublik ihr Amt an. Und  – nicht zuletzt – entstand in den 1980er Jahren der Kölner Frauengeschichtsverein. 

Wer waren die Frauen, die das alles bewegt haben, deren Aktionen zum Teil weit über Köln hinaus Wirkung zeigten und von deren Erfolgen wir heute noch profitieren können? In unserer Reihe „Zeitzeuginnen im Gespräch“ kommen sie in Bild und Ton zu Wort. 

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Ursula Mattelé

  • Mitglied des Frauengeschichtsvereins seit 1997
  • Stadtrundgänge und Führungen seit 2003
  • freie Kunsthistorikerin, 2009 StadtKunstKöln (Gründerin): Kunst- und Stadtführungen, Vernissagen, kunst- und kulturhistorische sowie frauengeschichtliche Vorträge und Lesungen
  • freie Mitarbeiterin in der Kunstvermittlung der Bundeskunsthalle Bonn
  • Studium der Kunstgeschichte, Judaistik und Archäologie (M.A.)
  • Zeitzeugin

Irene Franken im Gespräch

Der neue Beitrag in der Reihe Zeitzeuginnen der Kölner Frauen-/Lesbenbewegung im Gespräch stellt Irene Franken vor, die 1985 eine Initiatorin des Kölner Frauengeschichtsvereins ist und seitdem zu Tage fördert, was die Stadt Köln den Frauen zu verdanken hat, aber auch welche Täterinnen es hier gab. Im Kontext des Vereins, der bald zum „Gedächtnis der Frauen Kölns“ avancierte, entwickelte sie Rundgänge, mischte sich in die Frage der Repräsentation von Frauen im Stadtbild ein und wirkte federführend daran mit, dass 18 statt fünf Frauen auf den Ratsturm zu stehen kamen. Unter den zahlreichen Auszeichnungen sind u.a. der Rheinlandtaler (1997 als Vorstand), der Inge-von-Bönninghausen-Preis (2004) und die Kölner alternative Ehrenbürgerschaft (2017) zu nennen. Nach wie vor ist sie Motor und Impulsgeberin für den Kölner Frauengeschichtsverein und mit ihrem immensen Wissen selbst eine unschätzbare, historische Quelle.

Claudia Friedrich – Juni 2023

Claudia Friedrich ist bekannt als arrivierte sensibel-kluge Radiojournalistin und als Fotografin. Sie erzählt im Interview aber auch über ihre Zeit als Hausbesetzerin und Kulturschaffende  in der DDR (s. Bild) bis zu ihrer Ausreise um Januar 1987. Im Westen engagierte sie sich u.a. im Kölner Bürgerfunk, seit 1992 bei „Radio Lästerher(t)z“. Gemeinsam mit Katerina Katsatou verantwortete sie das Programm dieses inzwischen eingestellten, aber immer noch legendären Frauen- und Lesbenradios.

2006 feiert Lästerher(t)z Abschied. Was bleibt, sind zwei Preise, die die Landesanstalt für Medien jährlich vergibt, im Jahr 2000 für Entschädigung jetzt!, eine Sendung über Zwangsarbeit im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, zwei Jahre später für die O-Ton-Collage über eine der ersten Verpartnerungen in Köln (Verliebt – Verlobt – Verpartnert). Der Bestand an Bändern ist digitalisiert und wird ca. 2024 über die Seite des Frauengeschichtsvereins online zu hören sein.

Carolina Brauckmann – Mai 2023

Carolina Brauckmann ist eine vielfach begabte Persönlichkleit. Seit vierzig Jahren bespielt Carolina Brauckmann Bühnen im deutschsprachigen Raum – mit ihren zeitlosen, politischen Songs nimmt die lesbische Sängerin einen festen Platz in der feministischen Kulturgeschichte ein. Sie arbeitete als Historikerin und erforschte die Freiburger Frauengeschichte. 1989 kam sie an das Feministische Archiv- und Dokumentationszentrum nach Köln, heute Frauenmediaturm,  – und blieb in der Stadt. Seit 2003 ist die lesbisch-feministische Aktivistin Mitarbeiterin im Kölner LGBTIQ-Beratungszentrum „rubicon“.  2003 wurde die Liedermacherin und Aktivistin für ihr lesbenpolitisches Engagement mit dem renommierten Rosa-Courage-Preis geehrt.

Dr. Eva Weissweiler – April 2023

Dr. Eva Weissweiler ist eine Kölner Musikwissenschaftlerin, Schriftstellerin und Redakteurin. 1951 in Mönchengladbach in eine Kaufmannsfamilie geboren, konnte sie ein Gymnasium besuchen und Musikinstrumente lernen, schrieb aber auch gern Texte. Bereits beim Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Orientalistik in Bonn bemerkte sie, dass von Komponistinnen nie die Rede war, und begann, nach ihnen zu suchen. Am Wohnsitz Köln bekam sie Zugang zu Hörfunksendern und der „Emma“, schrieb 1981 eine Kulturgeschichte der Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. – Gemeinsam mit der Dirigentin – und Freundin – Elke Mascha Blankenburg organisierte sie Festivals, auf denen ausschließlich Musik von Frauen aufgeführt wurde. Des Weiteren organisierte sie sich im “Internationalen Arbeitskreis Frauen und Musik”, gemeinsam mit anderen Musikerinnen aus Oper und Orchestern, Musikpädagoginnen, Solistinnen, Komponistinnen und Dirigentinnen.

Inge Rethfeldt – Februar 2022

Durch Erzählungen der Übersetzerin und Soziologin Inge Rethfeldt, geboren im Juni 1943, wird die Zeit des Frauenwiderstandscamps im Hunsrück (1983-1993) wieder lebendig: Jeweils sechs Wochen lang trafen sich jedes Jahr bis zu 2000 Frauen aus  Europa auf „Adeles Wiese“ in Reckershausen bei Simmern. In ihren politischen Aktionen machten sie immer wieder deutlich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen „Militär und Männer-Gewalt“ zwischen toxischer Männlichkeit und Gewalt gegen Frauen – auch im Frieden. Mit dieser feministischen Analyse setzte das Frauenwiderstandscamp ganz eigene Themen in der Widerstandskultur der 1980er Jahre.

Prof. Dr. Sabine Scheffler – Januar 2023

Nicht die Frau ist „behandlungsbedürftig“, die krank machenden Verhältnisse sind zu verändern! Mit der Entwicklung feministischer Psychotherapie und frauenspezifischer Beratung hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Scheffler das Empowerment von Frauen befördert . Als Kind erlebte sie (Jg. 1943) die Evakuierung und das Ungehaustsein der Eltern. Als Mädchen empörte sie die Bevorzugung von Brüdern und Vater. Erst in Köln, wohoin sie 1971 nach ihrem Psychologiestudium in Bonn und Berlin kam, fand sie in der Frauenbewegung ein Milieu, dem sie sich zugehörig fühlen konnte. “… jetzt hatte ich zum ersten Mal so richtig das Gefühl: ‘Hier bist du richtig! Hier weißt du aus Erfahrung, worum es geht. Hier kannst du was tun!'” Sie entwickelte u.a. mit anderen therapeutisch engagierten Feministinnen eine frauenspezifische Psychotherapie.

Dr. Lale Akgün – Dezember 2022

Dr. Lale Akgün – Als in Köln bei der Familienberatung der Stadt eine Psychologin mit türkischen Sprachkenntnissen gesucht wurde, nahm Lale Akguen diese Chance wahr. 1953 in Istanbul geboren, zog sie mit ca, neun  Jahren nach Deutschland. In Marburg studierte sie Medizin, Völkerkunde und Psychologie, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und beendete 1981 ihr Studium als Diplom-Psychologin.- Mit der “Initiative säkularer Islam” setzt sie sich seit längerem in der kritischen Islamkonferenz für einen Verband liberaler Muslime ein. Als Autorin veröffentlichte sie u.a. „Aufstand der Kopftuchmädchen. Deutsche Musliminnen wehren sich gegen den Islamismus“ (2011) und „Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime. ” Ihr autobiografischer Text “Tante Semra im Leberkäseland” wurde verfilmt. Sie erklärt heute u.a.  verborgene Ziele der Ditib-Moschee für eine aufgeklärte Stadtgesellschaft.