Die Romnja Prof. Dr. Elizabeta Jonuz berichtet über ihre Migrations- und Bildungsgeschichte, ihre ‘feministische Sozialisation’, und auch Erfahrungen mit Rassismus. Elizabeta Jonuz kämpfte zeitlebens gegen Klischees, legte sich auch mit weißen deutschen Feministinnen an, die meinten, Roma-Frauen seien in besonderer Weise patriarchalisch unterdrückt.U.-a. organisierte sie zusammen mit anderen migrantischen Feministinnen eine Tagung mit dem Titel „Upre romnja!“, auf Deutsch: “Auf, auf, Romnja!”- „Ermächtigt euch! Holt euch die Macht, die euch auch zusteht und holt euch dafür Unterstützung!“ ist ihr Appell an junge Romnja und Sintize.
Autor: webmam
MAF Räderscheidt – September 2022
Maf Räderscheidt, Enkelin einer Künstler*innenehe, besonders ihre Großmutter Marta Hegemann beeindruckte sie tief. Die Kölnerin wurde Meisterschülerin an den Kölner Werkschulen, ab den 1970ern trat sie als feministische und ökologische Aktivistin hervor. Die Malerin, Radiererin, Performerin entwarf in den 1980ern neben zahlreichen eigenen Ausstellungen Bühnenbilder für die schwul-lesbische „Rosa Sitzung“. Sie war für Zeitschriften der autonomen Frauenbewegung als Illustratorin und Autorin tätig. Bis heute gilt sie als Mahnerin vor der Klimakatastrophe, kämpft mit den Mitteln der Kunst gegen Kernkraft, Gewalt an Frauen und Kindern und ist außerdem aktiv im Tierschutz.
Feministisches Radio der 90iger Jahre wieder hörbar
Sendungen von Radio Lästerher(t)z werden digitalisiert
Radio Lästerher(t)z war ein feministisches Radioprojekt, das von 1992 bis 2006 ein bis zwei Sendungen im Monat produzierte und auf den Frequenzen des „Bürgerfunks“ in Köln sendete. Es existieren noch Sendungsmitschnitte u. a. auf über 100 Magnettonbändern. Ein Schatz, den die Redakteurinnen Claudia Friedrich und Katerina Katsatou über die Jahre gut gehütet und Anfang September 2022 dem Frauengeschichtsverein überlassen haben.
Mit ihrem international besetzten Team leisteten die beiden Frauen damals Pionierarbeit bei der Darstellung wenig bekannter Lebenssituationen, zum Beispiel von Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, Afrodeutschen Frauen, Lesben oder von intersektionaler Marginalisierung. Die Inhalte waren vielsprachig und setzten sich gegen Diskriminierung von Frauen überall ein. Die Interviewpartnerinnen stammten aus der ganzen Welt. Sie sprachen über ihre Kämpfe, ihre Leidenschaften, ihre Lieben. So berichteten etwa Lesben aus Russland, dem Iran oder Argentinien über die aktuelle Situation in den jeweiligen Ländern. Ehemals Inhaftierte im KZ Ravensbrück sprachen über ihren Kampf gegen das Vergessen, Romnji über Ausgrenzung, schwarze Gewerkschafterinnen aus Peru über das Ringen um Gerechtigkeit in Großkonzernen u. v. m.
Dank der Förderung der Bethe-Stiftung und des Ausschusses für Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln können diese Sendungen jetzt digitalisiert, verzeichnet und damit für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Katja Mildenberger – Juli 2022
Politisch Stellung zu beziehen und dem Mainstream etwas entgegenzusetzen, – das hat Katja Mildenberger früh gereizt. 1983 veranstaltete sie mit Kommilitoninnen ein Frauenfest, auf dem auch Filme von Frauen gezeigt wurden, diese fanden großen Anklang. Das motivierte Katja Mildenberger und ihre Mitstreiterinnen, über ein Festival nachzudenken, das speziell dem Frauenfilm gewidmet sein sollte. Auf der Feminale konnten fortan Filme über Geschlechterrollen, Unterdrückung von Frauen, Transgender-Themen, das Leben der Müttergeneration, auch Pornofilme aus lesbischer oder heterosexueller weiblicher Perspektive betrachtet werden.
Dr. Maria Beckermann – Mai 2022
Die aufgrund ihrer Fachbücher bundesweit bekannte feministische Gynäkologin Dr. Maria Beckermann berichtet von ihrem Werdegang. In einer niedersächsischen Kleinstadt geboren, machte sie das Studium der Frauenheilkunde an der Universität zu Köln zur Feministin. Als solche beteiligte sie sich an Aktivitäten des Frauenzentrums Eifelstraße, war dann eine der Initiatorinnen des Frauenprojektes „Frauen lernen leben“, heute „FrauenLeben e.V. – einer psychozozialen Beratungsstelle. – Besonders stolz ist Dr. Beckermann auf die Veränderungen im Umgang mit Frauen in der Gynäkologie. Nicht mehr Bevormundung, sondern verständliche Informationen als Basis für selbstständige Entscheidungen stehen in der Behandlung heute im Vordergrund. Dazu hat sie maßgeblich beigetragen.
Maria Zemp – April 2022
Aufgrund der familiären Erfahrung mit einer andersfähigen Schwester entwickelt sich bei der Schweizerin Maria Zemp früh der Wunsch, zu helfen und zu heilen – gepaart mit der Sehnsucht nach fernen Ländern. Als junge Krankenschwester will sie zunächst in die christliche Mission gehen. Dazu kommt es nicht, denn Maria Zemp lässt sich vom Aufbegehren der Frauen mitreißen und beteiligt sich früh an Aktionen der Neuen Autonomen Frauenbewegung. Sie demonstriert gegen Gewalt an Frauen, macht mit bei Theater- und Frauengesundheits-Projekten. Als 30jährige zieht sie ins Rheinland. Bald ist die Körperpsychotherapeutin und Traumaexpertin Maria Zemp im Kontext von medica mondiale in Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Kurdistan und Liberia unterwegs.
Geld und Rosen – Februar 2022
Eigenes Geld verdienen, eine Firma gründen, finanziell unabhängig sein – ein Traum vieler Frauen. Als Unternehmerin wurden sie allerdings lange nicht ernst genommen. Für Brigitte Siegel (geb.1953, links) und Dr. Marie Sichtermann (geb.1944) Grund genug, Interessierte auf dem Weg dorthin zu unterstützen: 1988 gründeten sie die GbR „Geld und Rosen“ – eine Unternehmensberatung für Frauen.
App Orte jüdischen Frauenlebens in Köln
Im Rahmen des Festjahres 1700 jahre Jüdisches Leben in Deutschland erstellte der Kölner Frauengeschichtsverein eine Handy-App zu 30 Orten, an denen Jüdinnen in Köln gewirkt, geliebt und gelitten haben. Die App entstand unter der Projektleitung von Irene Franken, beteiligt war weiterhin ein Team von Historikerinnen und Geschichtsstudentinnen, ehemaligen oder derzeitigen Praktikantinnen.
Es werden bisher in die Kölner Geschichte nicht eingeschriebene Orte vorgestellt. Unter den Vereinen ist der seit ca. 1800/1807 bestehende Israelitische Frauenverein, der bis 1938 durchgehend existierte und von sehr geachteten Frauen geleitet wurde (zeitweilig von einer Schwester des Jaques Offenbach); daneben wird der Verein der jüdischen Krankenpflegerinnen ans Licht geholt.
In der Regel stehen jedoch Einzelbiografien im Fokus. Das Zeitspektrum der App umfasst die ältesten Spuren von mittelalterlichen Frauen auf Grabsteinen aus dem frühen 13. Jh. bis zu Frauen des 20. Jh.
Es werden z.B. eine kölsche Puppenspielerin, eine Musikwissenschaftlerin, eine Historikerin, Konvertitinnen, eine zionistische Frauenrechtlerin, Kunsthistorinnen, eine Sozialbeamtin, eine Musikerin, eine Radiopionierin, eine Kommunistin, eine Bankerin, eine Sammlerin/Stifterin, eine Designerin, Feministinnen, Schriftstellerinnen, darunter Orthodoxe, Konvertierte, Zionistinnen, Atheistinnen und nur von der Vaterseite her jüdisch sozialisierte Frauen vorgestellt.
Die App thematisiert ihr Verhältnis zum Glauben ebenso wie ihr Wirken in der Welt, sodann ihr Leiden unter Antisemitismus und der Bedrohung durch die Shoa.
Zu fast jeder Station gibt es ein Hörbeispiel, sei es als rezitierte Auswahl eigener Texte oder als fiktionaler Ego-Text.
Es kann neben der intuitiv zu nutzenden Karte auch eine chronologische Zeitleiste verwendet werden, um die Biografien anzuwählen.
Das Festjahr erfolgte auf Initiative der ‘Gründerväter’ des Vereins 2021JLiD: Abraham Lehrer, Prof. Dr. Jürgen Rüttgers und Dr. Matthias Schreiber. Sie wurde finanziell unterstützt vom Ministerium des Innern.
Der Download erfolgt über diesen Link oder im Playstore/Applestore über “Orte jüdischen Frauenlebens in Köln“.
Auf mehrfachen Wunsch wird ein Rundgang erstellt, allerdings mit einer längeren Laufzeit. Premiere am Montag, den 30.08.2022 auf Initiative der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V.
Danksagungen:
Institutionen und Websites
- The Central Zionist Archives: Anat Banin, Eva Ferrero
- Israel States Archives: Galia Kaper
- NS-Dokumentationszentrum: Ibrahim Basalamah (!!!), Nina Matuszewski, Dr. Werner Jung (retired)
- United States (US) Holocaust Memorial Museum: Megan Lewis
- Ghetto Fighters’ House Museum: Zvi Oren
- Theaterwissenschadftliche Sammlung: Charlene Fündgens
- Leo Baeck Institute Archive: Willem Weber
- Gidal Bildarchiv: Cordula Lissner
- Jüdische Gemeinde: Herr Günther
- KSM: Rita Wagner
- Bibliotheca Hertziana Rom, Fotothek: Dr. Regina Deckers; Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin: Simon Nobis
- Rba: Cathleen Walther und Lena Pickartz
- WDR-Historisches Archiv bzw. Unternehmensarchiv: Petra Witting-Nöthen
- Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln: Dr. Ulrich S. Soénius
- Find a grave: Tina und Dalia d.
- Frauentouren Berlin/Claudia von Gélieu
- Jutta Riedel-Henck zu Else Thalheimer
- Frauenmediaturm: Katja Thieler und Berit Schallner
- Bilddatenbank ‘Jüdische Geschichte’ / Institut für die Geschichte der deutschen Juden HH: Dr. Anna Menny
- Jewish Women’s Archive
- auszeiten archiv Bochum: Rita
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Archiv: Lydia Hamann-Reintgen
- Spaarnestad Foto Den Haag: Laurencia, Ellen en Kevita
- Gleichstellungsbeauftragte der Universität zu Köln: Dr. Gaeckle
- Deutsches Literaturarchiv Marbach: Mirko Nottscheid und Chris Korner
Freelancer:innen
- Alain Gehring, Organist an der Friedenskirche Ehrenfeld, der drei Orgelstücke aufnahm
- Martina Neschen als Kölsch-Expertin – und Sprecherin (und wunderbare Musikerin)
- Monika Kampmann, Produzenzin und Künstlerin der CD Eindrücke (mit u.a. Barbara von Sell) von 1997, die mir ein Lied von und mit Barbara von Sell und ihr zur Verfügung stellte
- Fotografie: Guido Schiefer, Herby Sachs, Manfred Wegener, Bettina Flitner, Joachim Heine
Familienmitglieder beschriebener Jüdinnen
- Hanan Ahlfeld
- Gad Lewertoff zu Else Thalheimer-Lewertoff
- Caroline Steelberg, geb. Moses and Pamela Moses (und Wolf Scheller für die Bekanntmachung)
- Nomi Harper, geb. Düring
Expert:innen für Judentum, jüdische Geschichte
- Dr. Barbara Becker-Jákli und Dr. Ursula Reuter für langjährige Anregungen zur jüdischen Geschichte
- Schulamith Weil als Mitorganisatorin von Ferien vom Krieg, Dialogseminaren mit jungen Erwachsenen aus Israel und Palästina
- Tal Kaizman für Gespräche über die Familie Bodenheimer und Shabattgrüße
- Marion Mäder für Einblicke in “jüdisches Denken”
- Frau Rado, WIZO Köln
- Malin Kundi
Chaosfestes Helfer:innenteam
- Robert Filgner & Jens Alvermann für die ‘Durchführung’
- Janine Kaiser, Grafik
- Claus Schiederich, Trouble Shooter und Einrichtung der Cloud
- Dr. Miriam Haller
- Marie Schüller & Ullrich Biermann
- Beate Gröschel, Leihgeberin von verlegten Büchern
- Martin Sölle, Buchhändler, Buchsalon Ehrenfeld
- Prof. Norbert Finzsch und Carlo Gentile
- die Damen und Herren der Organisation 321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V., u.a. Dr. Regina Plaßwilm, Stefan Meyer, Eva Dobberkau und Tristan Brelage
- … und die Kolleginnen des Kölner Frauengeschichtsvereins
Henny Taraschewski – Dezember 2021
Henny Taraschewski war 1978 zusammen mit Heide Stoll Gründerin des Frauenferien- und Bildungshauses Zülpich . „Ich war eigentlich keine Frau der Zahlen.” Aber sie erkannte, dass die Beschäftigung mit Finanzen eine Lücke in der Frauenprojektelandschaft war. Weitere Gündungen folgten: 1983 die Freizeit- und Bildungsstätte „Frauenlandhaus Charlottenberg“ im Westerwald, 1984-1987 der „Verein zur Weiterbildung für Frauen“, der an die Beratungsstelle „Frauen lernen leben“ angeschlossen war. Heute ist sie u.a. als Finanzfrau beim Kölner Frauengeschichtsverein engagiert.
Dr. Barbara Böttger – November 2021
Die feministische und Aktivistin Dr. Barbara Böttger legte in ihren Reportagen früh einen Fokus auf die politischen Entwicklung Indiens und die Länder des globalen Südens. Zudem faszinierten sie früh die modernen Informationstechnologien, auch im Hinblick auf Arbeitsplätze von Frauen. Barbara Böttger wuchs in der DDR auf. Obwohl ursprünglich aus ‘kapitalistischem’ Elternhaus, wurde die Familie enteignet, ihre Mutter musste nach dem Tod des Vaters außer Haus ‘werktätig’ sein, nur deswegen durfte Barbara Böttger später studieren. – Die Frauenbewegung erlebte Barbara Böttger als absolute Befreiung; lange Jahre war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift “beiträge zur feministischen theorie und praxis“.