Grab der ersten Kölner Uni-Professorin in Gefahr

Am 18.6. erhielt der Kölner Frauengeschichtsverein über das Sachgebiet Mentoring & Chancengerechtigkeit der Universität zu Köln die Nachricht, dass die Friedhofsverwaltung das Grab der ersten ordentlichen Professorin der Kölner Universität auflösen wird. Es handelt sich um die Biologin Prof. Dr. Cornelia Harte. Nach ihrem Studium der Botanik, Zoologie und Chemie promovierte sie 1941 zur Zytogenetik. Es folgte die Habilitation im Bereich der Entwicklungsbiologie ebenfalls zur Nachtkerze. Zunächst Ende 1950 auf eine planmäßige außerordentliche Professur für Entwicklungsphysiologie an der Universität zu Köln berufen erhielt sie 1966 eine ordentliche Professur , d.h. einen Lehrstuhl mit Personal. 1998 wurde sie auf Melaten begraben. (Zuvor gab es nur eine Medizinerin, Asta von Mallinckrodt-Haupt, die als habilitierte Dermatologin 1941 außerplanmäßige Professorin in Köln wurde.)

Cornelia Harte war frauenpolitisch aktiv, sie stärkte die Förderung und Vernetzung von Frauen in der Wissenschaft , war Vorsitzende der Ortsgruppe Köln und stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Akademikerinnenbundes und initiierte einen Arbeitskreis Hochschullehrerinnen. Nach ihr sind ein Preis, den sie selbst dotierte, und ein Mentoring-Programm der Kölner Uni benannt!

Wir versuchen seit dem gemeinsam mit der Stiftung Frauen*leben in Köln das Grab zu retten und einen Erhalt finanziell zu stemmen – eigentlich eine Aufgabe der Universität selbst (Kuratoriat) bzw. des Landes NRW. Laut dem Chefgärtner des Friedhofs wurde die Abräumung erst einmal gestoppt.

Wir wünschen uns, dass die Professorinnen der Kölner Universität, die auf den Schultern von Frauen wie Cornelia Harte stehen, sich an einer Finanzierung des Erhalts beteiligen. wir werden demnächst dazu Möglichkeiten vorschlagen.

Sammler:innen gesucht zu Jenny Hippenmeyer

Selbstportrait von 1896

Für ein Buchprojekt bittet die Kunsthistorikerin Monica Seidler-Hux um Hinweise auf Gemälde und Zeichnungen (Porträts, Stillleben, Genremalerei, Landschaften) der in Köln wirkenden Schweizer Künstlerin Jenny Hippenmeyer und ihrer Kollegin Emma Bindschedler (1852-1900) sowie auf weitere Dokumente von und zu diesen beiden Frauen und zu ihrer 1892 eröffneten Damen-Kunstschule am Friesenplatz 15 in Köln. Jenny Hippenmeyer stammte aus Gottlieben im Thurgau (CH) und war verwandt mit den Kölner Geschäftsleuten Peter Joseph Tonger und Carl Düwell.

Hinweise sind erbeten an den Kölner Frauengeschichtsverein oder direkt an Monica Seidler-Hux, Gärtliächerweg 15, 5608 Stetten (AG), Schweiz, mail[at]seidler.ch.

Alle Angaben werden vertraulich behandelt und dienen allein der Erforschung von Leben und Werk der zu Lebzeiten angesehenen, heute aber vergessenen Kölner Künstlerin.

1904 – Kunstschulen für Damen waren notwendig, weil es Zulassungsbeschränkungen gab.

Vorher führten Künstlerinnen die Schule zu zweit… (25.10. 1897, Kölner Frauenzeitung)

Lesbische Sichtbarkeit im Alter – Betty Thie & die „Golden Girls Köln“

Betty Thie (rechts) auf einem Kölner CSD

Die Älteren kennen sie noch: „Golden Girls“ war eine Sitcom aus den USA mit vier äußerst agilen ‘Seniorinnen’, die zwischen 1990 bis 1994 in Deutschland ausgestrahlt wurde, – für einige hatte sie Kultstatus. 2002 benannte sich dementsprechend eine Kölner Lesbengruppe nach dieser legendären Serie. Auch den rheinischen „Golden Girls“ geht um Sichtbarkeit im Alter, um Spaß und gegenseitige Unterstützung, aber eben ‘auf lesbisch’. Die „Golden Girls“ sind in Köln bei jedem CSD, bei jedem Dyke March dabei und fahren ab und zu auch zu Paraden in anderen Städten. – Betty Thie ist seit 2006 eine von ihnen, im Zeitzeuginnen-Interview erzählt sie von den Aktivitäten und Zielen der Gruppe; und von sich:

Sie kam Mitte der 1980er Jahre nach Köln, arbeitete 30 Jahre lang in der heilpädagogischen Einrichtung „Michaelshoven“ und leitete dort Wohngruppen. Betty Thie war immer offen lesbisch und hat an ihrer Arbeitsstelle keine Diskriminierung erfahren. Allerdings berichtet sie darüber, wie schwer es früher für viele Lesben war, offen zu leben.

– Die Gruppe trifft sich derzeit (Frühjahr 2024) jeden zweiten und vierten Montag im Monat um 19 Uhr in wechselnden Lokalitäten. Die „Golden Girls“ sind über das Kölner Rubicon (https://rubicon-koeln.de/) erreichbar.

Eine Briefmarke für Maria Mies

Zum 1. Todestag der Kölner Soziologin und Feministin Prof. Dr. Maria Mies (+ 15.5.2023) hat der Kölner Frauengeschichtsverein eine Briefmarke herausgegeben, um an ihr Lebenswerk zu erinnern. Maria Mies hat einerseits über Gewalt an Frauen gelehrt und Handlungsanweisungen vermittelt; daraus ging das erste autonome Frauenhaus hervor. Andererseits trat sie weltweit für Bewusstheit über die Endlichkeit der Ressourcen und eine veränderte Wirtschaftsweise auf und konzipierte – u.a. mit Prof. Veronika Bennholdt-Thomsen – gemeinsam Perspektiven eines Ökofeminismus. Wir ehren damit eine bedeutende Kökner Denkerin. Die Marken wurden u.a. Frauenprojekten in begrenzter Anzahl zur Verfügung gestellt, sind leider nicht bei der Post zu kaufen.

Jede Frau, jeder Mensch kann solche Briefmarken, die gültig sind, konzipieren, drucken lassen und aufkleben, sie kosten jedoch eine erhöhte Gebühr. Zudem kann jede*r bei der Bundespost Sonderbriefmarken beantragen.

Neu: Zusammenarbeit mit Ticketagentur ‘Qultor’

Qultor heisst ein neues Portal, das von Aron Schmidt gegründet wurde und vom Kulturamt der Stadt Köln unterstützt wird. Es vermittelt die Vielfalt der Kölner Kulturlandschaft und erleichert den Erwerb von Tickets für die Freie Kunst- und Kulturszene Kölns. Auch wir nutzen bereits dieses digitale ‘Werkzeug’, um unsere Arbeitsabläufe zu verschlanken. Wir bitten unsere Nutzer:innen, sofern angeboten, zunächst dort die Tickets zu erwerben, da es unsere Planung erleichtert. Danke! Sollten die Tickets dort ausverkauft sein sagen Sie uns bitte Bescheid.

Auf der Seite https://www.qultor.de/kalender können Sie nach ‘Frauengeschichtsverein’ suchen, um unsere Tickets zu erwerben, oder auch nach tagesaktuellen Veranstaltungen anderer Anbeiter recherchieren.

Historikerin und Stadtführerin Anita Lossin verstorben

Eine liebe frühere Mitarbeiterin, Anita Lossin, ist am Samstag, den 27. Januar im Alter
von 61 Jahren gestorben. Anita hatte Geschichte studiert und um 1990 mit dem
noch jungen Kölner Frauengeschichtsverein Kontakt aufgenommen. Sie beschäftigte
sich mit den Hebammenakten beim Landschaftsverband und erstellte ein Dossier
dazu. Zusammen mit Elisabeth/Eli Amling und Annette Nottelmann bildete sie ein
engagiertes Team, sie blieben bis zu Anitas Lebensende befreundet.

Anita hatte besonderen Spaß daran, als historische Figur aufzutreten, so verkleidete sie
sich zum Spendensammeln für ‚unsere‘ Ratsturmskulptur als Anna Maria van
Schurman und kam dem Original aus dem 17. Jahrhundert erstaunlich nahe. Später
machte sie eine Clownsausbildung und vergnügte Kinder und Erwachsene. Anita
führte noch für Jahre Frauen und Männer durch Köln, zuletzt zeigte sie die
‚weibliche‘ Seite des Doms. Und sie übernahm für viele folgende Jahre die
Kassenprüfung des Frauengeschichtsvereins, gewissenhaft und engagiert.

Das Dasein als freiberufliche, vielleicht prekäre Historikerin, war nicht ihrs, so
entscheid sie sich zu einer Ausbildung im Verwaltungssektor und arbeitete bei
der Polizei im Immobilienbereich. Sie pflegte nebenbei Hobbies wie die Malerei
oder Reisen.

Für zwei Kinder übernahm sie eine Rolle als enge Bezugsperson, eine Quasi-Oma. Und sie
schloss sich einer Sufi-und einer Skan-Gruppe an, die ihr viel Kraft gaben. Anita Lossin hatte einen sehr eigenen feinen Humor. Die Spiritualität und der Humor halfen ihr, körperliche Beschwernisse zu ertragen, zunächst über Jahre eine Erkrankung am Herzen mit Monaten in Heidelberger Kliniken. Ein gespendetes
Ersatzherz hat sie gut angenommen und alles hätte smooth weiter laufen können.
Dann bewirkte eine unentdeckte Krebserkrankung ein rasches Ende.

Bis zuletzt war Anita erstaunlich gelassen. Wir werden sie in liebevoller Erinnerung halten.

Brigitte Erdweg – Mitgründerin von „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“

Beruf, Arbeit, eigenes Einkommen – das heißt Unabhängigkeit und Gleichberechtigung. So kurz und knapp lässt sich beschreiben, wofür sich Brigitte Erdweg seit mehr als 40 Jahren ehrenamtlich und hauptberuflich einsetzt. Für die Mitbegründerin des Kölner Vereins „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“ ist die Berufstätigkeit von Frauen zum Lebensthema geworden. Angefangen hatte alles mit der eigenen Erfahrung, nämlich: keinen Job zu finden. Vorausgegangen waren rebellische Jahre. Brigitte Erdweg stammt vom Niederrhein. Ihre Mutter war Hausfrau, der Vater Arbeiter und Nebenerwerbslandwirt. Schon als Jugendliche wusste Brigitte Erdweg genau, was sie n i c h t wollte. So wehrte sie sich erfolgreich gegen den Vorschlag ihrer Mutter, doch eine Hauswirtschaftsschule zu besuchen. Stattdessen begann sie mit 14 Jahren eine Ausbildung zur Zahntechnikerin, – damals ein Männerberuf. Die anderen Azubis ließen es sie spüren. Mit 18 Jahren ging Brigitte Erdweg nach Köln, um „die Welt zu verändern“. Sie lebte in linken Wohngemeinschaften, holte Schulabschlüsse nach und nahm ein Studium der Sozialarbeit auf. Bald engagierte sie sich in der Frauenbewegung und traf andere Frauen, die ebenfalls auf Jobsuche waren. Zunächst gründeten sie 1982 eine Selbsthilfegruppe und diskutierten die Texte feministischer Autorinnen wie Prof. Maria Mies und Prof. Carola Möller, die von einer geschlechterspezifischen Arbeitsteilung ausgehen; – im Gegensatz zu den marxistischen Autoren, die Hausarbeit als Arbeit einfach ausblende(te)n, obwohl Frauen den Löwenanteil der reproduktiven und gesellschaftlichen Arbeit leisten. Den zukünftigen Vereinsgründerinnen war klar, dass es nicht um individuelle Lösungen gehen kann. Sie sahen in der Erwerbslosigkeit von Frauen einen politischen Skandal! Auf kaum einem anderen Gebiet hat der feministische Kernsatz „das Private ist politisch“ eine so zentrale Bedeutung. 1984 wurde der Verein „Frauen gegen Erwerbslosigkeit“ gegründet. Zur Vereinsgründung mieten sie eine Plakatwand, auf der stand „Frauen oft ohne Lohn, nie ohne Arbeit“. Ein Slogan, der bis heute Gültigkeit hat. Bei einem Frauenkongress 1985 wurde die Idee geboren, durch öffentliche Aktionen auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Die Frauen beschlossen, die Arbeitsämter zu stürmen. Bundesweit meldeten sich Frauen zeitgleich als arbeitssuchend. Das Echo war überwältigend. Mit dieser Aktion machten sie klar, dass Frauen nicht die „stille Reserve“ des Arbeitsmarktes sind, sondern ein Recht auf Arbeit haben. Zu dieser Zeit wurden Frauen nicht einmal in der Arbeitslosenstatistik geführt. In der Folge initiierte der Verein in Köln zahlreiche Aktionen. Sie protestierten gegen die Einführung von ALG II Hartz 4, forderten die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen, Maßnahmen zur Chancengleichheit von Migrantinnen und mehr Lohngerechtigkeit für Frauen. Mit ihren phantasievollen Aktionen wiesen sie auf das Armutsrisiko alleinerziehender Frauen hin. Das Herzstück des Kölner Vereins ist weiterhin die Beratung der Frauen. Wie komme ich zu einem Job? Welche Fortbildungen gibt es? Welche finanzielle Unterstützung kann ich bekommen? Diese Beratung wird inzwischen in elf Sprachen angeboten. Brigitte Erdweg ist heute in Rente. Nach wie vor ist sie Vorstandsfrau. Ihr Rat und ihr Elan sind gefragt, besonders beim Kampf um die Existenzsicherung des renommierten Vereins. Als autonomes Frauenprojekt steht er in Konkurrenz zu anderen Organisationen, die sich ebenfalls um öffentliche Gelder für Arbeits(losen)beratung bewerben. In der gängigen Förderpraxis werde die prekäre Situation von Frauen noch immer nicht genug berücksichtigt, moniert die Aktivistin. Das kann sie, nach mehr als 40 Jahren Engagement, immer noch auf die Palme bringen. Eine Produktion des Kölner Frauengeschichtsvereins, Aufnahme am 9.5.2023, Interview und Text: Monika Mengel, Redaktion: Gabriela Schaaf, Schnitt: Richard Hofer

Flora Tietz, Leonhard Tietz

Jüdinnen in Köln

Vorgestellt werden jüdische Frauenvereine und Aktivistinnen, darunter z.B. Klara Caro, die im KZ Theresienstadt eine Art Bildungswerk für jüdische Frauen errichtete. Dr. Luise Straus-Ernst lebte das Modell der intellektuellen ‚Neuen Frau‘ der Weimarer Republik. Die Leiterin der Kölner Gesellschaft für
neue Musik, Dr. Else Thalheimer, holte
vor 1933 avantgardistische Komponisten
nach Köln.
Hinter jedem Namen verbirgt
sich ein bewegendes Schicksal, das durch
großes Engagement, Antisemitismus und
Verfolgung geprägt war.

Referentin: Irene Franken

Feminismus mal elf

Vom Safe Space für Mädchen bis Femizid an der Kirchenmauer

Bei dem Rundgang werden kurze, knackige Informationen zu Ereignissen und Orten der Frauengeschichte vermittelt: Von der Biografie einer jüdischen Puppenspielerin bis zur Gründung eines kolonialen Frauenvereins, vom Kampf um das Frauenwahlrecht bis zum Mahnmal für Lesben und Schwule, vom Mädchenschutz um 1900 u.a.m. Lasst euch überraschen!
Gästeführerinnen: Irene Franken und Larissa Grebing

Kölsche Tochter, Flüchtende, Migrantin

Migrationsgeschichte von Frauen
Yüksel Özkasap

Unter dem Beinamen Köln‘ün Bülbülü (Nachtigall von Köln) machte die türkische Sängerin Yüksel Özkasap in den 1970ern eine erstaunliche Karriere. Sie war der Star der Arbeitsmigrant*innen der ersten Generation. Konfessionelle oder politische Verfolgung sowie Armut gaben in früheren Jahrhunderten und geben auch heute Frauen Anlass, zu migrieren und nach Köln zu ziehen. Was bedeutete es, zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kontexten Migrantin zu sein? Weitere Themen sind Anwerbeprogramme der 1960er und 70er Jahre, Heiratsmigration.

Gästeführerinnen: Nuria Cafaro, Behshid Najafi

Digitaler Kartenkauf: https://www.qultor.de/veranstaltungen/koelsche-tochter-fluechtende-migrantin-migrationsgeschichte-von-frauen