Frauke Mahr (geb. 1953) ist seit langem eine der profiliertesten Feministinnen von Köln. Zu Recht wurde sie im März 2020 als erste Preisträgerin mit dem Else-Falk-Preis der Stadt Köln für ihr langjähriges und erfolgreiches Wirken für die Gleichstellung von Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern geehrt. Seit ihrem Studium der Sozialpädagogik 1973 ist sie fast durchgehend als Anwältin für die Rechte und körperliche Unversehrtheit von Frauen und Mädchern aktiv.
Marianne Heymann wurde am 07.02.1905 in Köln geboren.
Schon als Mädchen liebte Marianne Heymann das Spiel mit Holzgegenständen und die Malerei. Gerne ging sie ins Kölner “Hänneschen- Theater“ mit seinen ausdrucksstarken Holzpuppen. Ihr Judentum war ihr bewusst, hatte aber zunächst keine große Bedeutung.
Nach dem Abitur auf dem Kaiserin-Augusta-Gymnasium 1922 strebte sie eine Ausbildung als Holzschnitzerin an. Nach einem Jahr auf der Kölner Kunstgewerbeschule wechselte sie nach Weimar. Weniger ihr eigentlicher Dozent für Bildhauerei und Bühnenkunst Oscar Schlemmer als der Farbkünstler Paul Klee begeisterten sie. Mit ihm blieb sie lange befreundet.
1925 kehrte Marianne Heymann nach Köln zurück und ergatterte bald ein Volontariat an der Kölner Oper, fertigte Kostüme und Bühnenbilder u.a. für Aufführungen des ehemaligen Kölner jüdischen Komponisten Jaques Offenbach an.
Als sie als Provokation gegen die erstarkenden Nationalsozialist*innen aus einem Hitler-Bild einen Hampelmann baute, geriet sie in Gefahr. Nun bekam die Zugehörigkeit zum Judentum eine hohe Relevanz, sie schreibt: „Da wurde ich von ganzem Herzen Jüdin“.
Kostümentwurf von Marianne Heymann
Die Kunsthandwerkerin ging noch im Frühjahr 1933 ins Exil nach Frankreich und lernte dort ihren Mann, den ebenfalls exilierten sozialdemokratischen Kunsthandwerker Hermann Ahlfeld kennen.
Nach einer gemeinsamen Zeit in einem Spielzeugkollektiv fertigte sie wieder Puppen und Masken an, u.a. für berühmte Kompanien. 1939/40 wurden beide getrennt voneinander für einige Monate in Lager der Deutschen Besatzer*innen interniert, Marianne Heymann wurde nach Gurs deportiert. Glücklicherweise kamen sie frei. Unter den Bedingungen des Untergrunds bekam Marianne Ahlfeld-Heymann – sie hatte inzwischen geheiratet – drei Kinder.
Anfang 1949 wanderte die Familie nach Israel aus, erbaute mit Freunden ein Haus in der Farmgenossenschaft Kfar Chaim im Norden von Tel Aviv (im Gegensatz zum Kibbutz gab es hier Privatbesitz und oft auch Privatwirtschaft) und richtete eine Werkstätte für Tischlerei und Schnitzerei ein. Darin produzierten sie z.B. aus Olivenholz Haushaltsgegenstände für neue Einwander*innen. Hermann Ahlfeld arbeitete später als Werklehrer und wurde Ergotherapeut in Akko.
Nach der Familienphase begann sie wieder mit der Marionettenproduktion. Nach dem Tod von Mariannes Mutter 1954 und einer damit verbundenen kleinen Erbschaft zog die Familie nach Haifa um. Die Künstlerin schrieb ihre autobiografischen Erinnerungen auf.
Marianne Ahlfeld-Heymann lebte als ältere Frau in einem sog. Elternheim in Haifa. Sie starb dort am 26.06.2003. Bereits 1988 machte die von Horst Matzerath u.a. kuratierte Ausstellung “Jüdisches Schicksal in Köln. 1918 – 1945” erstmals wieder auf Marianne Ahlfeld-Heymann aufmerksam, sie konnten noch mit ihr Kontakt aufnehmen. Marianne Ahlfeld-Heymann veröffentlichte 1994 ihre Erinnerungen: “Und trotzdem überlebt” im Hartung-Gorre Verlag. Auf dieser Basis und mit eigenen Recherchen angereichert verfasste der Kölner Frauengeschichtsverein 2015 einen längeren Wikibeitrag über sie und machte sie in Köln bekannter.
2019 organisierte Dr. Romana Rebbelmund, Kuratorin am MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, zum Jubiläum des Bauhauses eine Ausstellung zu Marianne Ahlfeld-Heymann und ihrer Cousine, Margarete Heymann-Loebenstein (1899-1990), die ebenfalls am Bauhaus studiert hatte und eine anerkannte avantgardistische Keramikerin wurde (Titel: 2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus).
Im gleichen Jahr erhielten die beiden Cousinen Stolpersteine, die in Anwesenheit von Nachfahr*innen aus den Niederlanden angebracht wurden. An Marianne Ahlfeld-Heymann wird vor ihrem Geburtshaus in der Voigtelstraße 9 erinnert. Der Kölner Frauengeschichtsverein hielt die Gedenkrede.
Natascha Würzbach (geb. 1933) war bis 1999 Professorin für englische Literatur in Köln. Ihren Beitrag zur Frauenbewegung sieht sie selbst unter anderem in der „Datenbank zur Frauen- und Geschlechterforschung“, die sie 1987 mit einem Team von engagierten Studentinnen gründet.
Mit beiden Händen Geld ausgeben – die Multimillionärin Laura von Oelbermann und ihr tragisches Familienleben
Ihr späteres Luxusleben war ihr nicht in die Wiege gelegt: das Mädchen Laura wurde 1846 als Tochter eines protestantischen Bürstenwarenhändlers oder Tuchhändlers Reinhold Nickel und seiner Frau Emilie geboren. Es wurde am belebten Alter Markt in eher schlichten Verhältnissen groß. Immerhin konnte das ‚Kölsch Mädchen‘ das evangelische Lyzeum besuchen und damit mehr als die übliche Volksschulbildung erlangen.
1891 bezogen sie einen dreistöckigen Palast im Stil der italienischen Renaissance, umgeben von einem kleinen Park, erbaut vom berühmten Architekten Hermann Pflaume, am Hohenstaufenring 57. Es soll der Glanzpunkt dieser Straße und das großartigste Privathaus der Neustadt gewesen sein. Im Unterschied zu der üblichen geschlossenen Bebauung der Ringstraßen stand die dreistöckige Villa Oelbermann frei.
Laura Oelbermann legte durchaus Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild und war Luxus keineswegs abgeneigt. Ein Reiseführer der 1920er Jahre weiß zu berichten: »Sie hatte unbestreitbar den schönsten und reichsten Schmuck Kölns und bei jedem ihrer Ausgänge, die immer um die Mittagszeit erfolgten, trug sie sehr viel davon, was stets kritiklos anerkannt wurde.« (Was nicht im Baedecker steht)
Ausschnitt aus dem Portrait von W. Herz.
„Da stauten sich zu früheren Zeiten so um die Mittagstunde vor ihrem großen Hause am Hohenstaufenring die Menschen, und wenn man einen Schutzmann erwischen konnte und ihn oder auf der Elektrischen den Schaffner fragte, was denn eigentlich los wäre, ob es einen Krawall gäbe oder einen Zusammenstoß, so wurde einem ziemlich von oben herab geantwortet, als ob man das wissen müsste: ‘de reiche Frau Oelbermann jeht aus’.“
Die Millionärsgattin, die als liebenswürdig und herzlich charakterisiert wurde, engagierte sich in der evangelischen Gemeinde, – ihre Großzügigkeit war willkommen. Laura Oelbermann kam als Protestantin in näheren Kontakt mit dem Kaiserhaus, als sie 1900 einen Zweigverein der auf Anregung der Kaisersgattin gegründeten „Frauenhilfe des evangelisch-kirchlichen Hilfevereins“ ins Leben rief. In der „Frauenhilfe (auch Frauenhülfe)nahm sie von 1908 bis 1919 den Vorsitz übernahm (Männer nahmen die rechtlich wichtigen Ämter ein). 1913 betreute er 250 Familien.
Die Millionärsgattin, die als liebenswürdig und herzlich charakterisiert wurde, engagierte sich in der evangelischen Gemeinde, – ihre Großzügigkeit war willkommen. Doch ihr privates Glück währte nicht lange. 1897 starb ihr Mann, im gleichen Jahr verunglückte der jüngste Sohn Harry auf Korsika. 1901verstarb der älteste Sohn Emil bei Genua und 1904 in Konstanz der mittlere und letzte Sohn Alfred, alle eines unnatürlichen Todes oder auch durch Syphilis, – keiner der Söhne hatte das dreißigste Lebensjahr erreicht.
Laura Oelbermann besaß 1913 schätzungsweise 16 bis 17 Millionen Reichsmark, zudem weitere Häuser in der Neustadt. Ein lustiges Leben mit Weltreisen und Festen kam für die nun erbenlose Millionärswitwe nicht in Frage.
Die trauernde Mutter konzentrierte sich auf die Wohltätigkeit und dabei auf die Unterstützung von (evangelischen) Kindern und Frauen. Sie gründete das Auguste- Viktoria-Heim , für arbeitende Mütter richtete sie Kinderkrippen und einen Hort ein (Emilienhort) in der Nähe von Fabriken ein. Ein Charlottenhaus in der Severinstraße war ein Haus für Kinder notleidender Eltern; die Diakonissenstation diente der ‚männlichen‘ Krankenpflege. Sie leistete auch direkte Einzelfallhilfe, indem sie zu Familien in die Armenvierteln fuhr und in den Wohnungen den materiellen Bedürfnisse abfragte: Lebensmittel, Matratzen, Schulgeld, Schuhe wurden dann umgehend geliefert. An manchen Tagen machte sie bis zu 15 solcher Besuche, füllte mal nur „den Bestand an Küchenvorräten auf…“ (Nachruf des Kölner Stadt-Anzeigers vom 4. Juni 1929). Gezielt unterstützte sie weiterhin evangelische Dienstmädchen und die prekär lebenden Witwen evangelischer Pfarrer. Laura Oelbermann richtete eine Emil-Oelbermann-Stiftung ein, wobei die fünf Mitglieder des Verwaltungsrats aus “bekannten evangelischen Kreisen” stammen sollten. Sodann rief sie eine Laura-Oelbermann-Stiftung ins Leben.
Ihre Aktivitäten entsprachen dabei stets der Rolle, die bürgerlichen Frauen zugewiesenen war, soziales Engagement war gewünscht, politisches verpönt. Das Füllhorn leerte sich nie, denn solche Aktivitäten sollten auch verhindern, dass die ausgebeutete Bevölkerung von den Ideen der Sozialdemokratie angezogen würde. Zudem wünschte sie, der zunehmenden Zerrüttung von Familien entgegenzutreten.
Immerhin unterstützte sie auch einige Gruppen der bürgerlichen Frauenbewegung wie den Cölner Verein weiblicher Angestellter, der sich zum Ziel gesetzt hatte, Mädchen zu einer guten Ausbildung, Krankenkassen, Altersrenten etc. zu verhelfen.
Als sie eine sehr große Summe (insgesamt 180 000 Gold-Mark, heute wohl ein 7-stelliger Betrag) für das erste linksrheinische evangelische Krankenhaus stiftete und 1902 zum schnellen Baubeginn des Krankenhauses am Weyertal antrieb, konnte sie Kaiserin Auguste-Viktoria als Protektorin gewinnen. Die Kaiserin wiederum fragte bei ihr eine größere Summe für ein Krankenhaus für die deutschen Bewohner*innen Palästinas auf dem Ölberg an.Laura Oelbermann ließ eine Million Reichsmark, d.h. ca. 40 Prozent der Finanzmittel, für die „Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Oelberge bei Jerusalem“ springen. 1910 nahm sie an der großen Reise des Kaiserpaares nach Jerusalem teil. Sie erhielt für ihre Zuwendungen den Luisen-Orden, die höchste Auszeichnung für Frauen, den neu geschaffenen Ölberg-Orden, eine Bronzebüste des Kaisers sowie einen Adelstitel: Am 15.8.1918 wurde sie von Kaiser Wilhelm II. als vermutlich letzte Deutsche in den Adelsstand erhoben, dann kam die Revolution!
Laura von Oelbermann hatte, als sie mit 83 Jahren verstarb, ihre testamentarischen Bestimmungen längst getroffen. Im Dokument hatte sie zunächst Summen für ihre Haus-Angestellten festgelegt, auch ihren Hund versorgt. Ansonsten bestimmte sie die Emil- und Laura Oelbermann-Stiftung, die der “evangelischen Wohltätigkeit dienen” sollte, als “Universalerbin”. Deren Grundstock bildet die Villa mitsamt den hochrangigen Kunstschätzen – darunter befand sich sogar ein Gemälde der Impressionistin Berthe Morisot. Das Gebäude sollte nach ihrem Willen “als Wohn- und Aufenthaltsort für evangelische erwerbstätige Mädchen und daneben als Versammlungsraum evangelischer Jungfrauenvereine dienen”. 1931 zogen die ersten ‚Jungfrauen‘ ein, meist Hausangestellte. Mitte der 1970er-Jahre die letzten aus.
Im Rheinauhafen wurde auf Initiative des Kölner Frauengeschichtsvereins die „Laura-von-Oelbermann-Promenade“ errichtet, um auf Mäzenatentum von Frauen aufmerksam zu machen. Zurecht? Laura Oelbermann hatten ihren Reichtum nicht durch eigener Hände Arbeit erworben, ihr Mann hatte seine Profite durch Versicherung und Handel gemacht, – Gelder, die oftmals den Textilarbeiter*innen vorenthalten wurden. Von Oelbermanns Angst vor der Sozialdemokratie zeigt, dass sie kein Weltbild hatte, nach der allen Menschen ein ungefähr gleicher Lebensstandard zustehe. Sie gab ihrer Glaubensfamilie und auch Andersgläubigen viel, um sozialen Frieden zu gewährleisten, sicher auch aus ‘Barmherzigkeit’. Die Konservative folgte einem Konzept der bürgerlichen Selbstverantwortung, das beinhaltete , private Mittel für eigentlich öffentlich zu finanzierende Aufgaben herzugeben. Keinesfalls handelte es sich dabei um reinen Altruismus, denn gleichzeitig konnte sie durch ihre bürgerlichen ‘weiblichen’ Tugenden innerhalb der evangelischen Gemeinde Deutungsmacht erlangen. Sie blieb dennoch stets einer Rolle als sorgende Mutter verhaftet, denn sie nahm kein höheres Gemeindeamt an. Die Kompensation für ihre ‘Mildtätigkeit’ war in ihrem Fall der Kontakt zum Kaiserhaus mit einer gemeinsamen Reise ins „Heilige Land“, was ihren neuen sozialen Status sichtbar machte. In der Kirche der Hohenzollern, der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, existiert ein Wandmosaik von 1906, auf dem Laura Oelbermann an Gott, Kaiser Wilhelm I. und ihre Verstorbenen erinnern lässt.
Das Stiftungsvermögen umfasst derzeit rund 2,5 Millionen Euro. Das Krankenhaus im Weyertal hat einen guten Ruf, und das Augusta-Victoria -Hospital in Ostjerusalem versorgt heute überwiegend palästinensische Kranke.
Die Diplom-Politologin und Publizistin Claudia Pinl (geb. 1941) hat wie kaum eine andere den Beginn der Zweiten Frauenbewegung in Köln hautnah miterlebt. Sie war an zahlreichen Projekten und Aktionen beteiligt, hat diese Bewegung aber auch stets einer gründlichen Analyse unterzogen und kritisch hinterfragt.
Die uns als Alice Neven Dumont bekannte Verbandspolitikerin wurde als Johanna Josefine Josephine Maria Alice Minderop geboren. Sie brachte Geld und eine illustre Verwandtschaft in die Ehe mit dem jüngeren Verlegersohn Alfred Neven Dumont ein. In der Weimarer Republik war sie im Stadtverband Kölner Frauenvereine die treue Begleiterin an der Seite von Else Falk. Nach 1945 gehörte sie zu den Frauenrechtlerinnen, die eine Brücke zur jüngeren Generation schlugen und zur Reorganisation einzelner Frauenvereine und -verbände beitrugen.
Alices Minderop war das zweite Kind von Emilie Roeder (1856-1941) und Heinrich Minderop (1842-1923). Sie und ihre Geschwister – Bruder Hugo Emil Victor Minderop (* 1878) und Schwester Doris (* 1887) – wuchsen in einem so repräsentativen Haus in der Severinstraße auf, dass dessen Abbild in einigen Stadtführern abgedruckt wurde. Die Familie war – wie zu erahnen – Teil des Kölner Besitzbürgertums.
Die Familie Minderop führten lange in Rotterdam dieKaffee- und Thee-Fabrik, produzierte u.a. “Minderop’s keurvorst koffie en thee”. Auch betrieben sie eine Fabrik zur Tabaksverarbeitung. Eine Catherine Minderop heiratete in die angesehen Kölner Tabaksfirma Foveaux ein. Damit waren die Minderops direkt in kapitalkräftigen Kreisen etabliert.
Über Alices Kindheit und Ausbildung ist nichts bekannt, üblicherweise besuchte ein Mädchen wie sie ein Mädchenpensionat im Ausland, in dem Französisch gesprochen, etwas Musik, Handarbeit und Haushaltsführung gelehrt wurde. Mit 19 Jahren ( heiratete sie den neun Jahre älteren Verleger Dr. Alfred Eduard Maria Johann Neven DuMont. Die Dumonts – ursprünglich de Montes italienischer Herkunft – waren im 18. Jh. nach Köln eingewandert. Um 1805 kamen sie ins Verlagsgewerbe … der Sprössling Marcus Dumont machte 1805 in der Druckerin Dorotheas Schauberg eine gute Partie und erheiratete die noch kleine Kölnische Zeitung nebst Druckerei. Auch die niederländischstämmigen Nevens heirateten 1856 ein. Alfreds Vater wurde 1861 Teilhaber im Verlag ‚M. DuMont Schauberg‘. seine Söhne Josef und Alfred setzten die Tradition fort. Die Kölnische Zeitung war im Kaiserreich eine der wichtigsten überregionalen Zeitungen Deutschlands mit nationalliberaler Ausrichtung. Seit 1876 erschien auch der „Stadt-Anzeiger“ als Anzeigenblatt und Ableger der „Kölnischen Zeitung“, der zum späteren Kölner Stadtanzeiger aufstieg.
Alices Verlobter hatte Rechtswissenschaften in Genf und Straßburg studiert und war, wie auf einem Foto zu sehen, Mitglied einer schlagenden Verbindung.
Der gemeinsame Wohnsitz des Paares lag in der Overstolzenstraße 5-13 in der Nähe des Volksgartens. Sie bekamen vier Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter.
Noch während die Kinder klein waren engagierte sich Alice Neven Du Mont in verschiedenen Kölner Frauenvereinen und zwar in Gründungen der damals liberal genannten Frauenbewegung, die weder konfessionell noch parteipolitisch geprägt war. 1909 war sie bei der Gründung des Verbandes Kölner Frauenvereine beteiligt.
Als sie während des Ersten Weltkrieges in der Nationalen Frauengemeinschaft (NFG) aktiv war, wie es sich für eine Honoratiorengattin gehörte, lernte sie die jüdische Rechtsanwaltsgattin Else Falk, ebenfalls Mutter von vier Kindern, kennen, mit der sie fortan für viele Jahre kooperierte. Beide Frauen hatten einen Sohn in diesem Krieg verloren.
Ab 1919 und bis 1933 war Alice Neven DuMont hinter Else Falk 2. Vorsitzende des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine. Ein wichtiges Anliegen war ihr das Wohlergehen von Müttern und kleinen Kindern – sie wurde 1924 Vorsitzende des Kölner Hilfsvereins für Wöchnerinnen, Säuglinge und Kranke. Auch in der Deutschen Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht, die ein Heim für Mütter unterhielt, nahm sie ein Amt als Vorsitzende an. Es war nur konsequent, dass das Duo Falk/Neven DuMont sich 1925 darum bemühte, die Mehrzahl der sozialen Aufgaben aus dem Stadtverband auszulagern und einen Wohlfahrtsverband zu gründen. Sie riefen eine Ortsgruppe des ‚liberalen‘ (nicht sozialdemokratischen und nicht konfessionellen) „5. Wohlfahrts-Verbandes“ ins Leben, der später umbenannt wurde in ‚Der Paritätische Wohlfahrtsverband, heute „Der Paritätische“. Der Verband war, wie Zeitzeugin Rosemarie Ellscheid schrieb, organisatorisch und räumlich engstens mit dem Stadverband verbunden, so „daß es sich praktisch um eine Organisation handelte“. Ihm standen konsequenterweise Else Falk und Alice Neven DuMont vor.
Ab 1925-nutzte Alice Neven DuMont die Möglichkeiten, die der Beruf des Mannes bot: Der Stadtverband konnte bis 1933 eine “Frauenbeilage” innerhalb des Stadtanzeigers nutzen, um die Kommunikation innerhalb des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine zu gewähjrleisten, – das sog. Nachrichtenblatt. Diese halb Seite wöchentlich diente als Terminkalender, druckte Reden von Berlinerinnen aus dem Vorstand des Bundes deutscher Frauenvereine, berichtete von Tagungen usw. Herausgeberinnen waren wiederum Alice Neven DuMont und Else Falk, allerdings erledigte die Geschäftsführerin des Stadtverbandes die Auswahl und Redaktion der Artikel. Wie Else Falk gehörte sie zur Generation der Frauen, die das Schreiben und öffentliche Sprechen nicht gewohnt waren.
Als Else Falk sich 1929 dafür einsetzte, eine Ortsgruppe der Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen (GEDOK) zu gründeten, war Alice Neven DuMont Mitglied des vorbereitenden Arbeitsausschusses.
Ein wenig mischte Alice Neven DuMont auch in der Parteipolitik mit, aber erst in den späteren Jahren der Republik. 1930/31 ließ sich die ‚Gattin‘ auf ein höheres Wahlamt ein: Sie zog als Abgeordnete der DVP in den Preußischen Provinziallandtag, der in Düsseldorf im Ständehaus des preußischen Provinziallandtags (heute Museum K21) tagte. Über ihre Tätigkeit ist, wie über die der meisten dortigen Mitglieder, bis jetzt wenig bis nichts bekannt, eine Forschungslücke.
Als die Nazis im März 1933 in der Kommunalwahl siegten, war das Ende des Stadtverbandes in der alten Form nahe, da in ihm zahlreiche Jüdinnen mitwirkten, nicht zuletzt ihre Tandem-Partnerin Else Falk. Zwei Tage nach der letzten Kommunalwahl betrat die lokale Frauenschaftsführerin nebst einem SA-Mann das Büro des Stadtverbandes in der Hohe Straße 38 und erklärte den Vorstand für abgesetzt. Da Else Falk von allen Vorstandsämtern zurücktrat, um Schaden vom Verband abzuwenden, erbte Alice als zweite Vorsitzende die Funktionen, übernahm am 22. März 1933 den Vorsitz des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine, in der Folgezeit auch den der GOA (Gaststätten ohne Alkohol), des Vereins für Müttererholung und Mütterschulung, des 5. Wohlfahrtsverbandes, des Berufsfrauenhauses, des Vereins Frauenheim etc. Alice Neven DuMont blieb in diesen Ämtern bis zur Selbstauflösung des Dachverbandes, des BDF, im Mai 1933. Zwiespältig erscheint heute ihr Agieren bzgl. der Gedok: Am 27. April 1933 trat sie auch in der GEDOK anstelle der Jüdin Else Falk das Amt der ersten Vorsitzenden an. Möglicherwiese erfolgte dies mit Billigung von Else Falk, jedoch war die Bedingung, dass alle Jüdinnen ausgeschlossen wurden, – und das war ein sehr großer Teil, vor allem bei den Musikerinnen. Else Falk sah sich genötigt, einen neuen Künstlerinnenverband zu gründen, die Jüdische Kunstgemeinschaft. – 1938 musste sie ins Exil gehen, völlig verarmt und alt. Nachdem ihr Mann in Brüssel verstorben war wanderte sie weiter nach Brasilien, wo ihr Mann lebte.
Über ´Neven Dumonts weiteres Agieren während der NS-Zeit ist wenig bekannt. Am 26. Juli 1947 versuchte sie, die überlebenden Frauen der Gedok zur Neugründung zusammenzutrommeln. Dieser Anlauf scheiterte. (Konnte sie auch Jüdinnen wiederfinden?) Einige Jahre später, 1953, folgte die Wiedergründung gemeinsam mit Paula Haubrich, Lotte Scheibler, Margarete Zanders, Edith Mendelssohn Bartholdy und Else Lang. Am 2. März 1955 wurde sie nebst Frau Moritz zum Ehrenmitglied der GEDOK Köln bestimmt.
In hohem Alter erhielt Alice Neven DuMont weitere Ehrungen. 1957 wurde vor Zuhörerinnen aus 56 Frauenorganisationen ihr 80. Geburtstag begangen. Die langjährige Weggefährtin und CDU-Abgeordnete des Stadtrates Sibille Hartmann lobte ihre umfassende Mitarbeit in der Kölner Frauenbewegung, “die Förderung sozialer Frauenarbeit und das staatsbürgerliche Streben und Wirken”. Einige Tage später erhielt sie für ihr sozialpolitisches und kulturelles Engagement das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Zu ihrem 85. Geburtstag am 2. März 1962 feierte die Gedok sie mit einer Schmuckurkunde mit ehrendem Text: “alice neven hat der gedok – und nicht nur ihrer ortsgruppe koeln ! – das leben gerettet! sie uebernahm die leitung der ortsgruppe in den denkbar schweren jahren des 3. reiches, das alle alten (auch die besten werte) umwarf, und ohne alice nevens’s weise einsicht in das gute schoene, schoene und wertvolle, ihre grosse diplomatische geschicklichkeit, ihr ehrliches bemuehen, der zeit und allen ihr anvertrauten gerecht zu werden, und vor allem ohne die beteiligung eines grossen wethen herzens waere es nicht moeglich gewesen, das gedokschifflein durch die stuerme jener tage ohne havarie hindurchzusteuern.” (Archiv Gedok)
1952 kam Else Falk noch einmal nach Köln, sie hatte Kontakte zu einigen Kölner Wegbeleiterinnen wie auch zu Konrad Adenauer gehalten. Ein Bild zeigt zwei alte Frauen, eventuell sind es wiederum Alice Neven DuMont und Else Falk.
Am 23. August 1964 starb die Verlegersgattin mit 87 Jahren in Köln und liegt im Familiengrab auf dem Melaten-Friedhof nahe der sog.- Millionenallee begraben (Flur 63 A). das Grab von Else Falk (+ 8. Januar 1956) in São Paulo ist unbekannt.
Ellscheid, Rosemarie: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine, Köln [1988]
Franken, Irene: Frauen in Köln. Der historische Stadtführer, Köln 2008
Regenbrecht, Katharina: Alice Neven DuMont 1877-1964, in: „10 Uhr pünktlich Gürzenich”, Münster 1995, S. 264-265
Tyrakowski, Marlene: „Die machten aus uns keine Nazi’ssen”. Kölner Frauenbewegung und Nationalsozialismus, in: „10 Uhr pünktlich Gürzenich”, Münster 1995
Der zweite Film widmet sich der Fernsehjournalistin Inge von Bönninghausen. Sie gehört zu den Journalistinnen, die die deutsche Medienlandschaft von Grund auf verändert haben. Bekannt wurde sie vor allem als langjährige Chefin und Moderatorin der Sendung „FrauenFragen“ (später FrauTV) im Westdeutschen Fernsehen. Zuletzt wurde Inge von Bönninghausen 2018 der renommierte Grimme-Preis für ihr Lebenswerk verliehen.
aber ihr wurde eine fundierte Ausbildung verwehrt. Als Anfang 20-Jährige entschied sie sich, die Stiefmutter der drei Kinder des verwitweten Politikers Konrad Adenauer zu werden. Sie hat mit dem häufig abwesenden, weil politisch so erfolgreichen Mann die Familie noch vergrößert. Die elegante Frau hielt sich meist im Hintergund, nur einmal äußerte sie sich öffentlich zur Politik.
Bedingt durch psychische Folter in der NS-Zeit verlief ihr restliches Leben tragisch.
Augustes Vater war der Dermatologe Prof. Dr. Ferdinand Zinsser, der einen Teil seiner Kindheit in den USA verbracht hatte. Über die Mutter Wilhelmine (Minna) Tourelle ist wie so häufig nicht viel bekannt, das Paar war ggf. Cousin und Cousine. Die Familie war protestantisch und lebte in der Lindenthaler Haydnstraße 7-9. Während Bruder Ernst, der ca. acht Jahre jünger war, studieren und Architekt werden konnte, wurde dies der Tochter nicht zugestanden, obwohl seit 1908 in Preußen das Frauenstudium erlaubt war. Immerhin erhielt die begabte Tochter eine fundierte kulturelle Bildung, sie spielte hervorragend Geige.
1911 zogen die Familie Zinsser in die Max-Bruch-Straße Nr. 6, benachbart zum Stadtverordneten Konrad Adenauer, seiner Frau Emma und deren drei Kindern. Die Familien pflegten bald ein freundschaftliches und zwangloses Verhältnis.
Die neue Frau Adenauer
Nachdem Emma Adenauer 1916 verstorben war verspürte Konrad Adenauer das Bedürfnis, seinen Kindern bald eine neue Mutter andienen zu können. Gussie Zinsser und Konrad Adenauer verband die Liebe zur Natur, zum Gärtnern und zur Musik, sie schrieben sich zunächst ganz züchtig zahllose Briefe. Der 40-jährige Adenauer verjüngte sich in diesen Monaten äußerlich, was sicher nicht nur politisch motiviert war (Beginn des demokratischen Staates 1918). Vier Jahre nach Emmas Ableben heiratete die 24-jährige Gussie den hochrangigen Kölner Repräsentanten der Stadt und kümmerte sich um die drei Kinder Konrad, Max und Maria, die zwischen sieben und 13 Jahre alt waren. Zuvor war sie zum katholischen Glauben konvertiert, was ihr nach Erinnerung ihrer jüngsten Tochter Libet nicht leicht fiel: „Sie hatte Mühe, sich mit dem starren Geboten zurechtzufinden. Ihre Religiosität war unmittelbarer. Ihre Liebe zu Gott ermöglichte ihr jedoch ein tiefes Verständnis vieler Heiliger.“ (Werhahn, Libet s.u., S. 80) Die Konversion hielt sie nicht davon ab, weiterhin Ideen einer Ökumene anzuhängen.
Unentbehrliche Ratgeberin und Mutter
Ab 1921 folgten fünf Geburten; das erste Kind starb, was sicher nicht leicht zu bewältigen war. Die folgenden vier Kinder überlebten (Paul, Charlotte, Elisabeth/Libet und Georg). Der Ehemann war viel unterwegs und hatte oft Kopfschmerzen, so prägte die Mutter „die häusliche Atmosphäre…, dem heiteren Lebensstil ihres Elternhaus folgend, förderte warmherzig und lebensbejahend ein fröhliches, abwechslungsreiches Familienleben.“ (ebenda) Das Paar tauschte sich über Politik aus und Gussie wurde ihrem Mann eine unentbehrliche Zuhörerin und Ratgeberin; sie teilte seine Erfolge und seine Zweifel, z.B. angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen. Die elegante Frau Adenauer begleitete ihren Mann auch gerne nach Berlin, wo dieser als Mitglied des Staatsrates agierte. Sie nahm Termine wahr egal ob in Bergmannsmontur bei der Fahrt in einen Kohlenschacht oder im feinen Seidenkleid bei der kulturelle Veranstaltung. Die Mutter von sieben Kindern wusste sich zuhause von einer ausgebildeten Kindergärtnerin unterstützt, beide Frauen waren Anhängerin der Pädagogik von Maria Montessori.
Die Neu-Katholikin wurde zur Bezirksvorsitzenden im Ortsverein Köln des einflussreichen Katholischen Deutschen Frauenbundes gewählt. Die Mitwirkung im Deutschen Roten Kreuz war ein Zeichen nationaler Verbundenheit. 1929 ließ sie sich in den geschäftsführenden Arbeitsausschuss des Frauenbeirates der Kölner Zentrumspartei wählen. Ebenso engagierte sie sich für Künstlerinnen, wurde 1929 Mitgründerin des Frauen-Kunstverbandes Gedok und förderte jüngere Frauen als sog. Kunstfreundin. Diese luden z.B. Musikerinnen oder Rezitatorinnen in ihre repräsentativen Behausungen ein und ermöglichten ihnen Aufführungspraxis oder stellten Kunstobjekte aus. Diese Mitgliedschaft brachte sie in Kontakt mit vielen nichtkonfessionell engagierten Frauen des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine, u.a. mit Else Falk, der bedeutendsten Kölner Frauenrechtlerin der Weimarer Spätzeit, mit der Zionistin Rosa Bodenheimer oder der Sozialdemokratin Dr. Hertha Kraus.
Als die Verhältnisse auf eine Nazi-Diktatur zuliefen, ergriff sie Partei. Am 25.2.1933 unterschrieb sie mit anderen prominenten katholischen Frauen einen Wahlaufruf und legte den Kölner Frauen die Wahl der Liste 4 (Deutsche Zentrumspartei) bei der Reichstags-Wahl am 5.3. und der Kommunalwahl am 12.3. nahe. Der Aufruf sprach sich nicht explizit gegen die Nazis aus, wohl aber „gegen Straßenterror und hemmungslosen Hass.“ Laut der Konrad Adenauer Stiftung erlitt sie dafür „Diffamierungen und Drohungen der Nationalsozialisten.“ Das war vermutlich Gussie Adenauers erste und letzte explizit politische Äußerung.
Leben in Gefahr
Ihr Ehemann wurde von der NSDAP noch im März 1933 seines Amtes enthoben, obwohl er Anfang der 1930er Jahre durchaus offen war für eine Koalition mit der NSDAP. Trotz der erkennbaren Beliebtheit bei vielen Kölner:innen gab es nach seiner unehrenhaften Entlassung kaum öffentliche Solidarisierungen. Konrad und Gussie Adenauer und die Kinder vermieden 1934 durch Wegzug nach Potsdam offene Anfeindungen, Konrad Adenauer hoffte jedoch vergeblich, dort eine neue Anstellung zu finden.
Im weiteren Verlauf der NS-Diktatur wurde Auguste Adenauer für ihren Mann eine große Stütze. Laut der Freundin des Hauses Dora Pferdmenges gab sie ihm die Kraft, das Leben ohne Amt und im Versteck zu ertragen. Der tatenlose 60-Jährige erwies er sich in dieser Zeit als strenger Patriarch; der Alltag von Gussie und den vier im Haushalt verbliebenen Kindern muss bisweilen hart gewesen sein, da sich Konrad intensiv in das Leben seiner Kinder einmischte, sofern er nicht wegen Verhaftungsdrohungen oder Ausweisungen abwesend war. Als sich keine neue Arbeitsmöglichkeit ergab, beschloss die Familie 1935, nach Rhöndorf im Siebengebirge zu ziehen. Das bald bezogene Wohnhaus, heute ein Museum, hatte Gussies Bruder Ernst entworfen. Mit Gussies Hilfe konnte Konrad Adenauer nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler 1944 und der kurzfristigen Inhaftierung auf dem Deutzer Messegelände in den Westerwald fliehen. Dadurch brachte er jedoch seine Familie und vor allem seine Frau in große Bedrängnis. Um auf die Ehefrau des prominenten katholischen Regimegegners Druck auszuüben wurde sie in der Gestapo-Zentrale am Appellhofplatz (EL-DE-Haus) in´haftiert, wo ihr Gewalt angedroht wurde, wenn sie nicht den Aufenthaltsort ihres Mannes preisgebe. Auch wurde in Aussicht gestellt, bei Weigerung die Töchter im Gestapokeller zu inhaftieren. Nach wenigen Tagen verlegten die NS-Schergen sie nach Brauweiler. Die sechszehnjährige Tochter Libet besuchte sie dort und fand eine gebrochene Frau vor: „Sie schaute mich apathisch an. Ihre Augen waren tiefdunkel umschattet. Sie können sie bald wieder haben, sagte man mir. Wir sind ihrem (sic) Vater auf der Spur.“ (Werhahn, S. 86).
Von den Nazis gebrochen
Gussie hatte unter der Drohung gegen die Töchter das Versteck ihres Mannes verraten – und dieser wurde aufgegriffen. Den Tag der Silbernen Hochzeit am 25. September 1944 verbrachte das Paar – unwissend – benachbart im Gestapo-Gefängnis Köln-Brauweiler, aber getrennt in der Frauenabteilung resp. Männerabteilung. Beide erlebten unvergessbare Gräueltaten und mussten dort laut einer Aussage Konrad Adenauers Folterungen anhören.
Aufgrund ihres hohen moralischen Ethos konnte Auguste Adenauer sich die Preisgabe des Verstecks nicht verzeihen. Sie unternahm in Haft einen Suizidversuch. Diese Handlung, mit der sie die Gebote ihrer Religion vestieß, spiegelt ihre seelische Not wider. Daraufhin wurde sie freigelassen. Sie litt aber noch länger an den Folgen ihrer schweren Tablettenvergiftung.
Auch wenn der Ehemann ihr nie einen Vorwurf machte wurde sie ihres Lebens nicht mehr froh.
Die Entscheidung Konrads, wieder OB von Köln zu werden, trug die Familie mit, seine unehrenhafte Entlassung durch die Briten am 6. Oktober 1945 wegen angeblich unterlassener Pflichterfüllung traf Gussie Adenauer in ihrer psychisch instabilen Situation schwer. Sie erkrankte lebensbedrohlich. 1946 gründete Konrad Adenauer in der Britischen Zone die CDU, Gussie nahm anders als andere katholische Weggefährtinnen wie Christine Teusch keinen aktiven Anteil.
Am 3. März 1948 starb sie qualvoll im Beisein des 72-jährigen Ehemannes und einiger der Kinder mit nur 52 Jahren im Bonner Johanneshospital, – an den Folgen des misslungenen Suizids, wahrscheinlich kam eine Leukämie hinzu, aber sicher spielte auch Verzweiflung eine Rolle bei diesem frühen Tod. Auch die zweite Ehefrau ließ Konrad Adenauer als Witwer zurück. Tochter Libet erinnert sich: „Und unser Vater fiel (…) für mehrere Tage komplett aus. Er schloss sich ein und war für uns überhaupt nicht mehr erreichbar.“ (Werhahn). Diese Trauer erwähnte er später als einen von wenigen privaten Momenten in seinen Memoiren.
Ehrung
1963 wurde im Wenigerbachtal bei Bendorf ein Haus des Katholischen Deutschen Frauenbundes nach Gussie Adenauer benannt, es diente der Müttergenesung. Bundeskanzler Konrad Adenauer kam zur Einweihung am 25. Mai 1963, was wohl auch eine Intention der Namensgebung gewesen war, denn im Gefolge kamen viele geistliche Würdenträger und die Presse. Anneliese Debray begründete die Wahl der Namenspatin mit den Worten “Gussie Adenauer, Gefährtin und Helferin in Notzeiten und Verfolgung, als Bild der Ermutigung für viele Mütter, die täglich mit neuem Leide aus den Großstädten zu uns kommen”.
Werhahn, Libet (zus mit. Marlene Zinken): Im Wechselbad der Geschichte. Gussie Adenauer, in: Der unverstellte Blick. Unsere Mütter (aus)gezeichnet durch die Zeit 1938 bis 1958. Töchter erinnern sich, Opladen/Farmington Hills, Mich. 2008 , S. 80-89
Franken, Irene:
Gussie Adenauer – Die Frau an seiner Seite. In: Rita Wagner, Kölnisches Stadtmuseum (Hrsg.): Konrad der Große – Die Adenauerzeit in Köln 1917–1933. Nünnerich-Asmus, Mainz 2017, S. 25–27. (Begleitband zur Ausstellung Konrad der Goße im Kölnischen Stadtmuseum).
Sack, Birgit: Zwischen religioeser Bindung und moderner Gesellschaft. Katholische Frauenbewegung und politische Kultur in der Weimarer Republik (1918/19 – 1933, Münster 1998
http://www.imsichtfeld.de/adenauerwelt/zuhause/
vgl. HAStK Best. 903 Billstein, Heinrich, A 364 Wahlaufruf
Der erste Film zeigt die kritische Juristin Marlis Bredehorst. Sie wirkte u.a. als Staatssekretärin im NRW-Gesundheitsministerium und als erste grüne Beigeordnete Kölns. Sie agierte als streitbare Feministin in der Queer Szene wie in der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Am 11. Oktober 2020 ist Marlis Bredehorst verstorben.
Immer wieder wird sie von jungen Frauengenerationen entdeckt – die Kölner Wissenschaftskritikerin und Aktivistin von Weltrang. Maria Mies schaffte den Aufstieg von der Eifler Bauerntochter zur Professorin, – eine Beispiel-lose Karriere. Die Soziologin entwickelte Grundlagen-Diskurse zur Frauenforschung und beschäftigte sich besonders mit den Arbeitsbedingungen der Frauen des Südens. Sie ist bis heute eine der bekanntesten und international meist vernetzten Kritikerinnen der Globalisierung. Am 9.2. 2021 wird Maria Mies 90 Jahre alt, – Anlass für eine Würdigung!
Maria Mies wurde am 6.2. 1931 in der Vulkan Eifel geboren; sie war das siebte von zwölf Kindern. Das Mädchen war sehr wissbegierig und schaffte es als erstes ihres Dorfes, den Besuch einer Höhere Schule durchzusetzen. Sie wurde zunächst – auf Umwegen – Lehrerin für Englisch und Deutsch, dann wurde ihr das Umfeld zu eng und sie zog in die Welt. Die Anregungen aus dieser agrarisch geprägten Kindheit nahm sie jedoch immer mit, u.a. später in ihrer Theorie der Subsistenzperspektive oder in den Titel ihrer Autobiografie: Das Dorf und die Welt.
Freiheitsliebe und Abenteuerlust führten die junge Lehrerin in den 1960er Jahren fünf Jahre lang an ein Goethe-Institut im indischen Pune (früher Poona). Dort unterrichtete sie junge Inder:innen in der deutschen Sprache – und machte erste soziologische Beobachtungen, wie sie in ihrer Autobiografie schildert: „Als ich nach Indien ging, war ich noch total unpolitisch. Im Goethe-Institut in Pune traf ich nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die Deutsch lernen wollen. Was bezweckten die Frauen damit, fragte ich mich. Eine indische Professorin für Anthropologie hat mir vorgeschlagen, eine Umfrage durchzuführen, was ich zuvor noch nie gemacht hatte. Das Ergebnis des Fragebogens ‚Why German?‘, also ‚Warum Deutsch?‘, war wie erwartet, was die Männer betraf: Sie gehen nach Deutschland, um
Zurück in Deutschland ging sie folgerichtig an die Kölner Universität und forschte bei dem Soziologen Prof. René König zum Patriarchat in Indien und Deutschland. Ihre Dissertation von 1971 trug den Titel „Rollenkonflikte gebildeter indischer Frauen“ (veröffentlicht 1973 unter dem Titel “Indische Frauen zwischen Patriarchat und Chancengleichheit. Rollenkonflikte studierender und berufstätiger Frauen”.).
Nicht zuletzt als Folge des Studiums in den bewegten Jahren 1968/69/70 wurde sie politische Aktivistin. Zunächst beteiligte sich die Studentin an mehreren Kölner Nachtgebeten in der Antoniterkirche, einer progressiven Form des politisch aufklärenden Gottesdienstes. So war sie am 5. Januar 1971 beim Nachtgebet zum Thema Frauenemanzipation beteiligt, was langfristige Folgen hatte:
„Eine Freundin hatte mich zu der Nachtgebetsgruppe mitgenommen und ich beschloss, dort mitzumachen. Ich war Studentin und trotz meiner Religionskritik noch in der Kirche“, heisst es in ihrer Autobiografie. „Ich wollte diese patriarchalischen Strukturen in einem Politischen Nachtgebet darstellen, kritisieren und zu Veränderungen aufrufen. […] Als Slogan für unser Flugblatt wählten wir einen von uns etwas abgeänderten Satz von Ernst Bloch: ‚Die Frau liegt (immer noch) unten.‘ “ Schon damals hatte sie die Abwertung der Frauenarbeit im Blick: „Der Kern unserer Kritik galt der üblichen familialen Arbeitsteilung: Der Mann ist der ‚Ernährer‘, der das Geld verdient. Die Arbeit der Hausfrau zählt nicht.“
Das Vorbereitungsgremium aus vier Frauen, darunter Dorothee Sölle, sprach sich für ‚männerfreie‘ Gruppen zur Selbstfindung aus. Nach Erlangung des nötigen Selbstbewusstseins könne es gemeinsam mit den Männern weitergehen; die angestrebten Veränderungen würden im Übrigen auch den Mann befreien.
Diese Utopien wurden in der Tagespresse belächelt, aber von den anwesenden Frauen gut angenommen. Im Anschluss an den Abend, der wegen des Andrangs sofort wiederholt wurde, gründeten sich in Köln VHS-Kurse zu der Thematik, die über Jahrzehnte fortgeführt wurden, sie wurden für unzählige Frauen zum Auslöser von Emanzipationsprozessen. Und es bildete sich die erste lokale Frauengruppe der neuen Frauenbewegung, das Frauenforum Köln e.V.
1971 konnte der weite Begriff Emanzipation Frauen noch zusammenführen. Mit dem Erstarken des autonomen Feminismus und der Frauen in linken Vereinigungen erfolgten die ersten Abspaltungen. So haben sich1972/3 vom Frauenforum bald die Sozialistinnen abspalteten, sie gründeten die Sozialistisch-feministische Aktion (Sofa); Maria Mies war aber in keiner der beiden Gruppen aktiv. Sie bereitete ihre Uni-Karriere vor.
Von 1974 bis 1977 führte sie im Rahmen eines Lehrauftrages an der Universität Frankfurt Seminare zur „Geschichte der Internationalen Frauenbewegung” durch. Diese Kurse waren von Frankfurter Studentinnen erstritten worden, um einen Lehrstuhl zur Frauenforschung durchzukämpfen. Maria Mies übernahm danach einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Köln für Sozialpädagogik an und wandte sich zunehmend feministischen Inhalten zu. Die 1. Internationale UN-Frauenkonferenz in Mexiko 1975 hatte Maria Mies weitere Erkenntnisse – und Fragen verschafft. Sie stellte fest, dass sie kaum etwas über die ‘alte’ Frauenbewegung in Europa, geschweige denn über die Bewegungen in anderen Teilen der Welt wusste, und dass sie dies auch ihren überwiegend weiblichen Studierenden nicht vermitteln konnte. Daraus folgte für sie: Es müssen neue Wissensfelder und neue Formen der Vermittlung her. Zwar sollten es keine Selbsterfahrungsgruppen sein, wie sie aus den USA herübergeschwappt waren, aber Frauenseminare, deren Inhalte praktisch-politisch umgesetzt werden konnten.
Erkannt – getan, sie richtete Frauenseiminare an der FH ein.
„Da war vor allem die Erfahrung der Gewalt: Um diese Zeit war von Erin Pizzey das erste Haus für geprügelte Frauen im Londoner Stadtteil Chiswick errichtet worden. Die Studentinnen beschlossen, auch in Köln ein Haus für geschlagene Frauen zu gründen.“ So war Maria Mies eine der ‘Hebammen’ des ersten Hauses für geschlagene Frauen, das aus der autonomen Frauenbewegung heraus entstand (vorher gab es erst eines des Berliner Senats).
1978 veröffentlichte die Soziologin ihren vielleicht meist rezipierten Text „Postulate der Frauenforschung“, der im deutschsprachigen Raum direkt großes Aufsehen erregte: Die Verfasserin verlangte nicht nur, den ‚subjektiven Faktor‘ der Forschenden offen zu legen, sondern sie forderte Parteilichkeit für Frauen, was gegen das Dogma der (vermeintlichen) wissenschaftlichen Objektivität verstieß. Nicht alle Wissenschaftlerinnen folgten ihr.
Mies war schon lange Internationalistin, hatte früh begonnen, weltweit Kontakte zu knüpfen. 1979 begründete sie am Institute of Social Studies in Den Haag den Schwerpunkt “Women and Development“. Als Marx-Kritikerin beschrieb sie z.B. 2003, dass der Kapitalismus das Patriarchat nicht aufgehoben habe, was Marx vorausgesagt habe. Der Kapitalismus schaffe immer neue Ungleichheiten. Mies betrachtete Hausarbeit als Basis des Kapitalismus, im Gegensatz zu Marx, der die Lohnarbeit als Basis ansah. Daher folgte sie teilweise Rosa Luxemburg in ihren ökonomischen Abhandlungen, erweiterte diese jedoch um Thesen zur Unterbewertung der Haus- bzw. Reproduktionsarbeit. Die sichtbare Lohnarbeit sei weiß, männlich und in den Ländern des Nordens durch Arbeitsverträge geregelt. so Mies. Nur diese käme in den Berechnungen es Bruttosozialprodukts vor. Darunter läge wie bei einem Eisberg der Hauptteil unsichtbarer Arbeit von weißen und schwarzen Frauen (auch in der Prostitution) und auch bei Männern in sog. McJobs. Unsichtbar sei des weiteren die Arbeit in der sog Subsistenzwirtschaft durch Bäuerinnen/Bauern, die ihre Landwirtschaft zum eigenen Erhalte betrieben (Kleinbauern) oder durch kleine Handwerker:innen, die für den lokalen Markt arbeiten, sodann durch Kolonialisierte.
Eines ihrer bekanntesten Bücher ist der Sammelband Frauen, die letzte Kolonie. Zur Hausfrauisierung der Arbeit (1983) das sie mit den sog. Bielefelderinnen (V. Bennholdt-Thomsen und C. von Werlhof.) herausgab.
Mies entwickelte die These der Hausfrauisierung, die sie später in der Zeit der neoliberalen Globalisierung auf die Männer ausweitete, da auch sie immer weniger auf geschützte Beschäftigungsverhältnisse zählen könnten…
Nochmals ging sie nach Indien, produzierte eine beeindruckende Studie über Spitzen-Arbeiterinnen, in der sie dargelegte, wie diesen durch Entzug der Kenntnisse und Aufträge von Häkel-Motiven eine erhöhte Ausbeutung der Frauen möglich war: Sie konnten nur noch einzelne kleine Rosetten häkeln und diese selbst nicht mehr verkaufen (Lace Makers of Narsapur. Indian Housewives Produce for the World Market, 1982). Übrigens heiratete sie nach langer Fernbeziehung den indischen Wissenschaftler Saral Sarkar, der seit 1982 mit ihr in Deutschland lebt.
Ihre Forschungsschwerpunkte waren nun Landfrauen in der (wies es damals hieß) Ersten und Dritten Welt, Kapitalismus und Subsistenz, Gentechnik und immer wieder Alternativen zur globalisierten Wirtschaft. Sie publizierte feministische, ökologische und entwicklungspolitische Bücher, die auch ins Englische übersetzt wurden und weltweit Beachtung fanden. Sie folgerte, gerade von den Frauen müsse die Frage kommen, welche Wirtschaft und welche Gesellschaft wir wollten – „was ist möglich auf einem begrenzten Planeten?“ Maria Mies nahm heutige Diskurse wie ‚Es gibt keinen Planet B’ vorweg, forderte ein Zurückfahren des Konsums – heute wird diese Bewegung degrowth genannt, Schrumpfen, – eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform einrichten, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält. „Wir sind der Überzeugung, dass die gemeinsamen Werte einer Postwachstumsgesellschaft Achtsamkeit, Solidarität und Kooperation sein sollten. Die Menschheit muss sich als Teil des planetarischen Ökosystems begreifen.“ Sie verstand Subsistenzwirtschaft nicht als Zurück ins Mittelalter, sondern als das Verfolgen eines anderen Ziels beim Wirtschaften: die Wiederherstellung des Lebens; die Grenzen der Natur, auch der eigenen Körperlichkeit, erkennen; Nahrungsproduktion vor Industrieproduktion; den Wachstums Wahn beenden; Fülle und Vielfalt statt Monokultur; lokales Wirtschaften; Gemeingut- und Allmenden-Denken hochschätzen; die Verhinderung der Privatisierung von Wasser usf. 1996 erlebte ihre Broschüre “Die Befreiung vom Konsum” ihre 2. Auflage.
Ab den 1980ern und damit sehr früh hat sie zur internationalen Vernetzung der globalisierungskritischen Bewegung beigetragen. Mies’ Kritik richtet sich gegen die unzureichende demokratische Kontrolle internationaler Finanz- und Handelsinstitutionen wie die WTO, den IWF und die Weltbank,. Sie gründete in Deutschland das Komitee Widerstand gegen das MAI (Multilateral Agreement on Investment) mit, das die bundesdeutsche Öffentlichkeit erstmals über länderübergreifende privatwirtschaftliche, Heuschrecken-freundliche Abkommen informierte, die die Herabsenkung aller Standards für ArbeitnehmerInnen und Umwelt beinhalteten und zu deren Verarmung bzw. Zerstörung führen werden. Deren Existenz wurde einer größeren Allgemeinheit jedoch erst durch den Kampf gegen das TTTP bekannt.
Maria Mies gebrauchte auch früh den Begriff des Guten Lebens, – heute gibt es in Kölner Stadtteilen den Tag des guten Lebens! Dabei wird dann gern auf internationale Bewegungen, auf indigene Völker in Bolivien rekurriert, die das Entwicklungsparadigma des Westens in Frage stellen. Diese Ideen des guten Leben zusammen mit Tieren, mit Pflanzen, mit anderen Menschen, mit einer anderen Ethik, wäre auch in Köln zu finden gewesen …
1993 kam die Emeritierung – aber Maria Mies blieb noch lange in der feministischen und globalisierungskritischen Bewegung, zum Beispiel bei Attac Köln, feminist attac etc., aktiv. Jedoch ging die den Weg des gender mainstreamings nicht mit: “Ich bin gegen diese Gleichstellungspolitik. Mit dem, was Männer heutzutage im kapitalistischen Patriarchat machen, will ich nicht gleichgestellt werden. Die Männer verkörpern nicht das ideale Menschenbild für mich. Die Menschen sollten nicht sein, wie die patriarchalen Männer heute sind. Egal in welchem Land. Wir haben in Deutschland eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin. Dadurch wirkt das Land vermeintlich fortschrittlich. Viele Feministinnen denken so. Aber die Politik, die diese beiden betreiben, ist doch dieselbe, sie ist patriarchalisch, sie ist kapitalistisch, sie ist kolonialistisch – wie eh und je. Was geändert werden müsste, ist dieses ganze Bild, die ganze Vorstellung und die ganze Weltanschauung, die den idealen Menschen im Mann sieht. Und das ist eine uralte Geschichte. Das hat nicht jetzt erst angefangen.”
Maria Mies lebt weiterhin mit ihrem Mann in Köln. Sie hat ihren gesamten Vorlass dem Kölner Frauengeschichtsverein übergeben. Das große Konvolut wird von der Archivkollegin Gabriela Schaaf kompetent und kontinuierlich in unserer Datenbank erfasst, um ihn zeitnah für Forschungen zur Verfügung zu stellen.