Frau Präsidentin: Imi Paulus ist die geborene Komödiantin

Imi Paulus ist ein echt kölsches Mädchen. Am 18.Oktober 1960 kommt sie als vorletztes Kind einer neunköpfigen, bunt zusammengewürfelten Familie zur Welt. Karneval liegt ihr nicht nur im Blut, sondern auch in den Genen, denn schon der Vater ist bei Karnevalisten aktiv. Imi Paulus schnuppert erstmals Bühnenluft, – ein Elixier, das sie zukünftig zum Leben braucht. Schon früh verliebt sie sich in Mädchen. Im Schulz, dem damaligen Schwulen- und Lesben-Zentrum organisiert sie die Lesbendisco, wird Mitbegründerin des Lesbenkabaretts Menströs und macht bei der Frauenrockband Hafensixxters mit. Im Hauptberuf Erzieherin und Sozialpädagogin wird sie die erste Sitzungspräsidentin der lesbischen Kölner Schnittchen-Sitzung. Bald arbeitet sie im schwul-lesbischen Jugendzentrum Anyway, dem ersten seiner Art in Europa. Auch ist sie – nach Auskunft ihrer Freundinnen und Freunde – eine begnadete Köchin. Imi Paulus lebt mit ihrer Lebensgefährtin in Köln. Wo auch sonst?

Auftritt mit den wilden Orchideen, Imi links

Frauenärztin – Feministin – Alternative Nobelpreisträgerin: Dr. Monika Hauser im Interview

Monika Hauser, 1959 in der Schweiz als Kind Südtiroler Eltern geboren, kann sich kaum erinnern, dass sie irgendwann keine Feministin gewesen wäre. Bereits während ihrer Ausbildung zur Gynäkologin störte sie, wie herablassend mit Frauen in der männlich dominierten Frauenheilkunde umgegangen wurde. Als im Herbst 1992 die Medien empathielos und drastisch über Massenvergewaltigungen von Frauen im Bosnienkrieg berichteten, wurde Monika Hauser, die seit 1988 in Köln beheimatet ist, als eine von wenigen aktiv. Sie wollte verhindern, dass weiterhin das Leid der betroffenen Frauen respektlos für nationalistische Propaganda missbraucht würde, aber nichts zu deren Erleichterung passiert. Die Ärztin reiste mit Gabi Mischkowski nach Kroatien und gründete ein erstes Frauenprojekt in Zenica: ein Schutzhaus mit Ambulanz, einem Operationssaal, Beratungsräumen und Wohnräumen für zwanzig Frauen. Dies war nur der Beginn für ein beispiellose Menschenrechtsorganisation. Der Verein Medica e.V. , heute medica mondiale, setzte und setzt sich – soweit möglich – für Frauen und Mädchen in Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Afghanistan, heute auch in Burundi, Ruanda, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und in Liberia ein. Mit Partner:inorganisationen vor Ort leistet medica medizinische und psychologische Hilfe für vergewaltigte und traumatisierte Frauen. Die Macherinnen organisieren aber auch mal eine Fahrschule für Frauen in Afghanistan. Monika Hauser ist Motor, Herz und Hirn der Institution und wurde zu Recht 2008 mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.

Bus des Frauenrechtsvereins medica mondiale auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien

Ausstellung zu Antifeminismus im NS-Dokumentationszentrum Köln

Am Donnerstag beginnt eine Ausstellung, die aktueller nicht sein könnte, denn grober Antifemismus zeigte sich zuletzt in vielen Statements zur Europawahl.

Am 5.9. hält die Kuratorin Rebekka Blum in Kooperation mit dem Kölner Frauengeschichtsverein einen einführenden Vortrag ‘Umkämpfte Geschlechterverhältnisse. Der lange Schatten des Antifeminismus’. Er weist nach, wie die neue Art der Frauenfeindlichkeit als Türöffner für extrem rechtes Denken und Mobilisierungen fungiert; die Soziologin zeigt aber auch, dass das Phänomen nur im historischen Kontext verstanden werden kann. Ihre Studie wurde 2019 im Rahmen der Forena-Nachwuchspreisverleihung ausgezeichnet.

Es folgen – neben Führungen durch die Ausstellung – ein Podiumsgespräch am 31.10. und ein weiterer Vortrag am 5.12.2024.

Weitere Hinweise zur Ausstellung: https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=915

Zum ersten Lesen: https://www.gender-blog.de/beitrag/antifeminismus-deutschland-kontinuitaeten-brueche

Anja Reincke

Museumsführerin

  • Studium der Kunstgeschichte u.a. in Freiburg und Glasgow
  • Kustodin einer Privatsammlung in der Schweiz
  • Daneben Führungen in Kunstgewerbemuseen in Zürich und Winterthur
  • Seit 2014 freiberuflich Führungen in Köln und Umland, insbesondere im Ludwig, Wallraf-Richartz und im MAKK, seit kurzem auch im Max Ernst Museum in Brühl
  • und last but not least: begeisterte Vermittlerin

Else-Falk-Preis für Christiane Lehmann

Christiane Lehmann und Andrea Braun

Hier geht es zum Interview von Christiane Lehmann und Andrea Braun / das Handwerkerinnenhaus Zwei linke Hände. Keine Kraft. Keine Lust, sich schmutzig zu machen – Vorurteile gegenüber Frauen und Mädchen in Handwerksberufen halten sich hartnäckig – aber heute gibt es immerhin entsprechende Förderprogramme. Das Bewusstsein, dass Gleichstellung gerade in sogenannten Männerberufen wichtig ist, das ist nicht zuletzt handwerksbegeisterten Frauen zu verdanken, denn als Einzelkämpferin hatte frau kaum eine Chance, ihren Traum zu verwirklichen. Mit der Frauenbewegung wurde das anders: Ausgebildete Handwerkerinnen schlossen sich zusammen, gründeten eigene Betriebe und Projekte. In Köln schlugen Frauen einen eigenen Weg ein.

Blick in die Werkstatt des Handwerkerinnenhauses – strictly für Mädchen und Frauen

Unterstützt durch die damalige Frauenamtsleiterin Lie Selter gründeten sie 1989 das „Handwerkerinnenhaus“, das bis heute im ‚Worringer Bahnhof‘ im Stadtteil Nippes existiert. Dieser Verein ist europaweit beispielgebend für die Förderung von Frauen und Mädchen im Handwerk. In Zusammenarbeit mit Lehrkräften aus Haupt- , Real- und Gesamtschulen können Mädchen und junge Frauen gefördert werden, die sonst kaum einen Zugang zu diesen Berufen gefunden hätten. In den 35 Jahren des Bestehens hatten mehrere 10 000 Mädchen und junge Frauen die Chance, einen Beruf kennen zu lernen oder zu erlernen und damit finanziell und persönlich unabhängig zu sein.

Sammler:innen gesucht zu Jenny Hippenmeyer

Selbstportrait von 1896

Für ein Buchprojekt bittet die Kunsthistorikerin Monica Seidler-Hux um Hinweise auf Gemälde und Zeichnungen (Porträts, Stillleben, Genremalerei, Landschaften) der in Köln wirkenden Schweizer Künstlerin Jenny Hippenmeyer und ihrer Kollegin Emma Bindschedler (1852-1900) sowie auf weitere Dokumente von und zu diesen beiden Frauen und zu ihrer 1892 eröffneten Damen-Kunstschule am Friesenplatz 15 in Köln. Jenny Hippenmeyer stammte aus Gottlieben im Thurgau (CH) und war verwandt mit den Kölner Geschäftsleuten Peter Joseph Tonger und Carl Düwell.

Hinweise sind erbeten an den Kölner Frauengeschichtsverein oder direkt an Monica Seidler-Hux, Gärtliächerweg 15, 5608 Stetten (AG), Schweiz, mail[at]seidler.ch.

Alle Angaben werden vertraulich behandelt und dienen allein der Erforschung von Leben und Werk der zu Lebzeiten angesehenen, heute aber vergessenen Kölner Künstlerin.

1904 – Kunstschulen für Damen waren notwendig, weil es Zulassungsbeschränkungen gab.

Vorher führten Künstlerinnen die Schule zu zweit… (25.10. 1897, Kölner Frauenzeitung)

Lesbische Sichtbarkeit im Alter – Betty Thie & die „Golden Girls Köln“

Betty Thie (rechts) auf einem Kölner CSD

Die Älteren kennen sie noch: „Golden Girls“ war eine Sitcom aus den USA mit vier äußerst agilen ‘Seniorinnen’, die zwischen 1990 bis 1994 in Deutschland ausgestrahlt wurde, – für einige hatte sie Kultstatus. 2002 benannte sich dementsprechend eine Kölner Lesbengruppe nach dieser legendären Serie. Auch den rheinischen „Golden Girls“ geht um Sichtbarkeit im Alter, um Spaß und gegenseitige Unterstützung, aber eben ‘auf lesbisch’. Die „Golden Girls“ sind in Köln bei jedem CSD, bei jedem Dyke March dabei und fahren ab und zu auch zu Paraden in anderen Städten. – Betty Thie ist seit 2006 eine von ihnen, im Zeitzeuginnen-Interview erzählt sie von den Aktivitäten und Zielen der Gruppe; und von sich:

Sie kam Mitte der 1980er Jahre nach Köln, arbeitete 30 Jahre lang in der heilpädagogischen Einrichtung „Michaelshoven“ und leitete dort Wohngruppen. Betty Thie war immer offen lesbisch und hat an ihrer Arbeitsstelle keine Diskriminierung erfahren. Allerdings berichtet sie darüber, wie schwer es früher für viele Lesben war, offen zu leben.

– Die Gruppe trifft sich derzeit (Frühjahr 2024) jeden zweiten und vierten Montag im Monat um 19 Uhr in wechselnden Lokalitäten. Die „Golden Girls“ sind über das Kölner Rubicon (https://rubicon-koeln.de/) erreichbar.

Eine Briefmarke für Maria Mies

Zum 1. Todestag der Kölner Soziologin und Feministin Prof. Dr. Maria Mies (+ 15.5.2023) hat der Kölner Frauengeschichtsverein eine Briefmarke herausgegeben, um an ihr Lebenswerk zu erinnern. Maria Mies hat einerseits über Gewalt an Frauen gelehrt und Handlungsanweisungen vermittelt; daraus ging das erste autonome Frauenhaus hervor. Andererseits trat sie weltweit für Bewusstheit über die Endlichkeit der Ressourcen und eine veränderte Wirtschaftsweise auf und konzipierte – u.a. mit Prof. Veronika Bennholdt-Thomsen – gemeinsam Perspektiven eines Ökofeminismus. Wir ehren damit eine bedeutende Kökner Denkerin. Die Marken wurden u.a. Frauenprojekten in begrenzter Anzahl zur Verfügung gestellt, sind leider nicht bei der Post zu kaufen.

Jede Frau, jeder Mensch kann solche Briefmarken, die gültig sind, konzipieren, drucken lassen und aufkleben, sie kosten jedoch eine erhöhte Gebühr. Zudem kann jede*r bei der Bundespost Sonderbriefmarken beantragen.

Zusammenarbeit mit Ticketagentur ‘Qultor’

Qultor heisst ein neues Portal, das von Aron Schmidt gegründet wurde und vom Kulturamt der Stadt Köln unterstützt wird. Es vermittelt die Vielfalt der Kölner Kulturlandschaft und erleichert den Erwerb von Tickets für die Freie Kunst- und Kulturszene Kölns. Auch wir nutzen bereits dieses digitale ‘Werkzeug’, um unsere Arbeitsabläufe zu verschlanken. Wir bitten unsere Nutzer:innen, sofern angeboten, zunächst dort die Tickets zu erwerben, da es unsere Planung erleichtert. Danke! Sollten die Tickets dort ausverkauft sein sagen Sie uns bitte Bescheid.

Auf der Seite https://www.qultor.de/kalender können Sie nach ‘Frauengeschichtsverein’ suchen, um unsere Tickets zu erwerben, oder auch nach tagesaktuellen Veranstaltungen anderer Anbeiter recherchieren.

Teilnahme an der Aktion #15vor12 gegen Rassismus am 21.3.2024

Dr. Lale Akgün

Bei der Kamapgne Aktionen in Betrieb und Stadt beteiligen wir uns mit einer kurzen Lesung von Dr. Lale Akgün draussen vor unseren Vereinsräumen. Die türkischstämmige Psychologin und Politikerin hat sich wiederholt zum Thema Rassismus geässert,u.a. in ihrem verfilmten Roman Tante Semra im Leberkäseland. Wir laden alle Nachbar*innen ein, um 11.45 Uhr dazu zu kommen und zuzuhören.