Monika Hauser, 1959 in der Schweiz als Kind Südtiroler Eltern geboren, kann sich kaum erinnern, dass sie irgendwann keine Feministin gewesen wäre. Bereits während ihrer Ausbildung zur Gynäkologin störte sie, wie herablassend mit Frauen in der männlich dominierten Frauenheilkunde umgegangen wurde. Als im Herbst 1992 die Medien empathielos und drastisch über Massenvergewaltigungen von Frauen im Bosnienkrieg berichteten, wurde Monika Hauser, die seit 1988 in Köln beheimatet ist, als eine von wenigen aktiv. Sie wollte verhindern, dass weiterhin das Leid der betroffenen Frauen respektlos für nationalistische Propaganda missbraucht würde, aber nichts zu deren Erleichterung passiert. Die Ärztin reiste mit Gabi Mischkowski nach Kroatien und gründete ein erstes Frauenprojekt in Zenica: ein Schutzhaus mit Ambulanz, einem Operationssaal, Beratungsräumen und Wohnräumen für zwanzig Frauen. Dies war nur der Beginn für ein beispiellose Menschenrechtsorganisation. Der Verein Medica e.V. , heute medica mondiale, setzte und setzt sich – soweit möglich – für Frauen und Mädchen in Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Afghanistan, heute auch in Burundi, Ruanda, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und in Liberia ein. Mit Partner:inorganisationen vor Ort leistet medica medizinische und psychologische Hilfe für vergewaltigte und traumatisierte Frauen. Die Macherinnen organisieren aber auch mal eine Fahrschule für Frauen in Afghanistan. Monika Hauser ist Motor, Herz und Hirn der Institution und wurde zu Recht 2008 mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.
Bus des Frauenrechtsvereins medica mondiale auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien
Am Donnerstag beginnt eine Ausstellung, die aktueller nicht sein könnte, denn grober Antifemismus zeigte sich zuletzt in vielen Statements zur Europawahl.
Am 5.9. hält die Kuratorin Rebekka Blum in Kooperation mit dem Kölner Frauengeschichtsverein einen einführenden Vortrag ‘Umkämpfte Geschlechterverhältnisse. Der lange Schatten des Antifeminismus’. Er weist nach, wie die neue Art der Frauenfeindlichkeit als Türöffner für extrem rechtes Denken und Mobilisierungen fungiert; die Soziologin zeigt aber auch, dass das Phänomen nur im historischen Kontext verstanden werden kann. Ihre Studie wurde 2019 im Rahmen der Forena-Nachwuchspreisverleihung ausgezeichnet.
Es folgen – neben Führungen durch die Ausstellung – ein Podiumsgespräch am 31.10. und ein weiterer Vortrag am 5.12.2024.
Hier geht es zum Interview von Christiane Lehmann und Andrea Braun / das Handwerkerinnenhaus Zwei linke Hände. Keine Kraft. Keine Lust, sich schmutzig zu machen – Vorurteile gegenüber Frauen und Mädchen in Handwerksberufen halten sich hartnäckig – aber heute gibt es immerhin entsprechende Förderprogramme. Das Bewusstsein, dass Gleichstellung gerade in sogenannten Männerberufen wichtig ist, das ist nicht zuletzt handwerksbegeisterten Frauen zu verdanken, denn als Einzelkämpferin hatte frau kaum eine Chance, ihren Traum zu verwirklichen. Mit der Frauenbewegung wurde das anders: Ausgebildete Handwerkerinnen schlossen sich zusammen, gründeten eigene Betriebe und Projekte. In Köln schlugen Frauen einen eigenen Weg ein.
Blick in die Werkstatt des Handwerkerinnenhauses – strictly für Mädchen und Frauen
Unterstützt durch die damalige Frauenamtsleiterin Lie Selter gründeten sie 1989 das „Handwerkerinnenhaus“, das bis heute im ‚Worringer Bahnhof‘ im Stadtteil Nippes existiert. Dieser Verein ist europaweit beispielgebend für die Förderung von Frauen und Mädchen im Handwerk. In Zusammenarbeit mit Lehrkräften aus Haupt- , Real- und Gesamtschulen können Mädchen und junge Frauen gefördert werden, die sonst kaum einen Zugang zu diesen Berufen gefunden hätten. In den 35 Jahren des Bestehens hatten mehrere 10 000 Mädchen und junge Frauen die Chance, einen Beruf kennen zu lernen oder zu erlernen und damit finanziell und persönlich unabhängig zu sein.
Zum 1. Todestag der Kölner Soziologin und Feministin Prof. Dr. Maria Mies (+ 15.5.2023) hat der Kölner Frauengeschichtsverein eine Briefmarke herausgegeben, um an ihr Lebenswerk zu erinnern. Maria Mies hat einerseits über Gewalt an Frauen gelehrt und Handlungsanweisungen vermittelt; daraus ging das erste autonome Frauenhaus hervor. Andererseits trat sie weltweit für Bewusstheit über die Endlichkeit der Ressourcen und eine veränderte Wirtschaftsweise auf und konzipierte – u.a. mit Prof. Veronika Bennholdt-Thomsen – gemeinsam Perspektiven eines Ökofeminismus. Wir ehren damit eine bedeutende Kökner Denkerin. Die Marken wurden u.a. Frauenprojekten in begrenzter Anzahl zur Verfügung gestellt, sind leider nicht bei der Post zu kaufen.
Jede Frau, jeder Mensch kann solche Briefmarken, die gültig sind, konzipieren, drucken lassen und aufkleben, sie kosten jedoch eine erhöhte Gebühr. Zudem kann jede*r bei der Bundespost Sonderbriefmarken beantragen.
Qultor heisst ein neues Portal, das von Aron Schmidt gegründet wurde und vom Kulturamt der Stadt Köln unterstützt wird. Es vermittelt die Vielfalt der Kölner Kulturlandschaft und erleichert den Erwerb von Tickets für die Freie Kunst- und Kulturszene Kölns. Auch wir nutzen bereits dieses digitale ‘Werkzeug’, um unsere Arbeitsabläufe zu verschlanken. Wir bitten unsere Nutzer:innen, sofern angeboten, zunächst dort die Tickets zu erwerben, da es unsere Planung erleichtert. Danke! Sollten die Tickets dort ausverkauft sein sagen Sie uns bitte Bescheid.
Auf der Seite https://www.qultor.de/kalender können Sie nach ‘Frauengeschichtsverein’ suchen, um unsere Tickets zu erwerben, oder auch nach tagesaktuellen Veranstaltungen anderer Anbeiter recherchieren.
Bei der Kamapgne Aktionen in Betrieb und Stadt beteiligen wir uns mit einer kurzen Lesung von Dr. Lale Akgün draussen vor unseren Vereinsräumen. Die türkischstämmige Psychologin und Politikerin hat sich wiederholt zum Thema Rassismus geässert,u.a. in ihrem verfilmten Roman Tante Semra im Leberkäseland. Wir laden alle Nachbar*innen ein, um 11.45 Uhr dazu zu kommen und zuzuhören.
In Abwesenheit wurde am Sonntag den 10.3. Nina Matuszewski mit dem Preis ARCHIVARius geehrt, den das Centrum Schwule Geschichte seit 2018 für besondere Leistungen in der Archiv- und Dokumentationsarbeit vergibt.
Nina Matuszewski ist dem Frauengeschichtsverein seit vielen Jahren verbunden, kam als Studentin in den 1990er Jahren, um Stadtrundgänge auszuarbeiten und anzubieten. Bei einem Praktikum entdeckte die Historikerin ihre Leidenschaft für die Dokumentation. Es folgte eine Ausbildung in Potsdam und danach leistete sie Basisarbeit in mehreren kleineren – inzwischen bedeutenden – Archiven aus dem migrantischen Kontext.
Bis zum Jahr 2013 betreute Nina unsere Bestände und vor allem die Erffassung als Wissenschaftliche Dokumentarin. Sie machte aus einer unstrukturierten Sammlung ein Archiv der neuen Frauen- und Lesbenbewegung, führte das Datenbank-System Faust ein und professionalisierte das Findbuch „Neue Frauenbewegung“. In der Laudatio zweier Kolleginnen, die sie aus- bzw. fortgebildet hat, Gabriela Schaaf und Sigrid Haller-Rübeck heisst es:
„Sie hat zahlreiche Bestände von Akteurinnen eingeworben und angelegt. Besonders zu erwähnen ist dabei der Nachlass der international renommierten Soziologin Maria Mies, für den sie die Tektonik entworfen und so die Grundlage für die weitere Verzeichnung geschaffen hat.Außerdem hat sie für den Verein etliche Projekte initiiert und realisiert – zuletzt 2023 als freie Mitarbeiterin die Digitalisierung und Erfassung der Sendemitschnitte von „Radio Lästerher(t)z“, einem feministischen Radio aus den Jahren 1992-2006. Sie hat an Ausstellungen zur Frauen- und Migrationsgeschichte mitgewirkt, und als Autorin an der Publikation des Vereins ’10 Uhr pünktlich Gürzenich. 100 Jahre bewegte Frauen in Köln’, die 1995 erschien. Bis heute steht sie dem Verein als externe Beraterin zur Verfügung. Wann immer ihre Hilfe gebraucht wird, nimmt sie sich Zeit dafür.“
Auch bei anderen Kölner Archiven hinterließ sie tiefe Spuren, so entwickelte sie für den Rom e. V. Strukturen für ein Dokumentationszentrum und eine Fachbibliothek; bei DOMiD e. V., einem Verein, der ein bzw. das bundesdeutsche Migrationsmuseum plant, hat sie ein Datenbankmanagementsystem eingeführt, das Archiv professionalisiert durch Dokumentationsstrukturen, eine Bibliothekssystematik erstellt und zusätzlich die externen Archivnutzer*innen betreut.
2007 erhielt sie – auf Empfehlung einer Kollegin des Frauengeschichtsverein – ihre Stelle in der Dokumentation des NS-DOK, wo sie seit 2013 in Vollzeit als Dokumentarin tätig ist. Hier reorganisierte sie u.a. die Inhalte der Datenbanken und wirkte bei der Erforschung der Schicksale verfolgter jüdischer Kölner*innen mit. Ergebnisse dieser Arbeit wurden u.a. im Gedenkbuch für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Köln zugänglich gemacht.
In der Laudatio heisst es weiterhin: „Die Leidenschaft für professionelle Archivarbeit ist bei Nina Matuszewski immer auch verbunden mit einem politisch-emanzipatorischen Anliegen: nämlich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Quellen der Neuen sozialen Bewegungen zu lenken. Das tat oder tut sie mit Vernetzungs- und Verbandsarbeit, zum Beispiel im Netzwerk „Archive von unten“, bei i.d.a. dem Verbund der Frauen- und Lesbenarchive und im Arbeitskreis Kölner Archivarinnen und Archivare (AKA). Zudem vertritt sie das NS-DOK im Notfallverbund der Kölner Archive und Bibliotheken und hat 2009 den „Arbeitskreis Überlieferungen der Neuen Sozialen Bewegungen“ im VDA mitgegründet und dort am Positionspapier „Zur Zukunft der Archive von Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegungen“ mitgewirkt.“
Zudem ist sie eine engagierte Förderin von archivischem Nachwuchs, und sei ‘er’ wie im Fall unserer Kollegin Gabriela Schaaf beim Start 58 Jahre alt, oder bei der Kollegin Sigrid Haller-Rübeck, die bei Nina im NS-Dokumentationszentrum die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Information und Dokumentation absolvierte, 35 Jahre alt und Mutter kleiner Kinder. „Ninas Fragen waren interessiert, aufgeschlossen und wertschätzend. Sie hat klar gemacht, was mich erwartet, wenn ich ihre neue Auszubildende werde und gleichzeitig Vorschläge gemacht, wie ich meine Zeiten und Aufgaben regeln kann, damit alles machbar ist. Für mich war klar, dass da eine potenziell zukünftige „Chefin“ sitzt, die besonders ist. Und diese Einschätzung habe ich bis heute nicht korrigieren müssen, ob als Ninas Auszubildende im NS-Dokumentationszentrum oder bei der Zusammenarbeit für den Kölner Frauengeschichtsverein.“„
Nina hat beide archivisches Denken gelehrt, und vermittelt, „was es bedeutet, die Dokumente einer Bewegung von unten zu sichern, im Fall des Frauengeschichtsvereins, die Dokumente der Neuen Frauenbewegung in Köln. Und nicht zu verzweifeln, wenn Fragen auftauchen, wie ‘Muss man das wirklich alles aufheben?’ und ‘Übersteigt es nicht unser aller Lebenszeit das auch noch zu verzeichnen?’, so Gabriela Schaaf.
Auch andere Kolleg*innen schlossen sich der Wertschätzung mit Belobigungen an, sei es vom Archiv der Deutschen Frauenbewegung in Kassel, vom Archiv für alternatives Schrifttum – AfaS aus Duisburg oder von Vera Tönsfeldt, ehemals beim Archiv des Rom e.V.
Haller-Rübeck schloss: „ Nina, ohne dich wäre ich und – wie du gehört hast – viele andere Menschen nicht mit so viel Leidenschaft und Kompetenz in ihren Archiven im Einsatz. Doch ich finde, dass an dieser Stelle nicht immer nur von deiner fachlichen Fähigkeit die Rede sein kann. Mein Leben hast du auch als Person an sich bereichert. Deine Begeisterung für die Archiv- und Dokumentationsarbeit hat sich auch auf mich übertragen und dein unermüdlicher Einsatz, Dinge weiter zu denken und neue Möglichkeiten zu finden oder sie gegebenenfalls selbst zu schaffen, sind menschliche Qualitäten, die dich einmalig und in meiner Welt als Kollegin und Freundin unverzichtbar machen.… Herzlichen Glückwunsch zum Archivarius! Du hast ihn mehr als verdient.“
Maria Mies, geboren 1931 in der Vulkaneifel als siebtes von 12 Geschwistern, war eine international renommierte Soziologin, Feministin, Globalisierungskritikerin und Buchautorin. Sie arbeitete nach ihrem Studium am Goethe Institut in Poona, was ihre lebenslange Liebe zu Indien zur Folge hatte. Als Professorin an der FH Köln gründete sie zusammen mit ihren Studentinnen das erste autonome Frauenhaus der Bundesrepublik. Am Institute of Social Studies in Den Haag entwickelte sie den Schwerpunkt Women and Development und formulierte viel diskutierte Postulate zur Frauenforschung. Als Globalisierungskritikerin trug sie aktiv zur internationalen Vernetzung der Globalisierungskritischen Bewegung bei.
Sie setzte sich für ein ressourcenorientiertes Wirtschaften ein und fand dafür Modelle bei den Land-Frauen in den Ländern des globalen Südens. Lange bevor das Thema in aller Munde war, machte sie sich Gedanken über ein Konzept des ‚guten Lebens‘ für alle, das sie unter anderem in einer befriedigenden Arbeit verortete und nicht im Konsum. Dafür stand sie auch in ihrem privaten Leben. Ihre theoretisch fundierten und gleichzeitig immer verständlich geschriebenen Bücher haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Einzelne Titel erleben deshalb international immer wieder Neuauflagen, aktuell der Titel La subsistance in Frankreich (zusammen mit Veronika Bennholdt-Thomsen).
Am 15.Mai 2023 ist Maria Mies im Alter von 92 Jahren gestorben. Eine ihrer wissenschaftlichen Weggefährtinnen, Renate Klein, schrieb: “Ich kann nur hoffen, dass die Lebensgeschichte von Maria Mies mit all ihrem Mut, Humor, Intellekt und all ihrer Leidenschaft junge wie ältere Frauen inspirieren wird, so dass wir gemeinsam das nächste Kapitel des Feminismus beginnen können.”
Ihr Nachlass wird vom Kölner Frauengeschichtsverein unter der Signatur Best. 80 verwaltet und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Aus Anlass ihres bevorstehenden ersten Todestages können Sie hier ein Interview von Gabriela Schaaf mit Maria Mies vom 09.01.2013 hören:
Kölnerinnen kämpfen für Demokratie und Frauenrechte
Frauen haben viel zur demokratischen Entwicklung beigetragen. Schon 1847 schrieb Mathilde Anneke eine feministische Kampfschrift. Die alte Frauenbewegung forderte erst Zugang zur Bildung, dann das Wahlrecht. Nach 1945 bildeten sich Frauenausschüsse, die sich wieder für Demokratie einsetzten. Die Neue Frauenbewegung stritt für Selbstbestimmung, die Abschaffung des § 218 und das erste kommunale Frauenamt (1982) in der BRD.
Kölnerinnen kämpfen für Demokratie und Frauenrechte
Frauen haben viel zur demokratischen Entwicklung beigetragen. Schon 1847 schrieb Mathilde Anneke eine feministische Kampfschrift. Die alte Frauenbewegung forderte erst Zugang zur Bildung, dann das Wahlrecht. Nach 1945 bildeten sich Frauenausschüsse, die sich wieder für Demokratie einsetzten. Die Neue Frauenbewegung stritt für Selbstbestimmung, die Abschaffung des § 218 und das erste kommunale Frauenamt (1982) in der BRD.